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Gefährdete Vorteile

Bereits 4500 Flüchtling­e im Bundesstaa­t Rakhine

- Von Thomas Berger, Manila

Myanmar droht der Entzug von EU-Handelspri­vilegien.

So richtig kochte das neue Problem zu Jahresanfa­ng auf, obwohl schon im vergangene­n September die Bewohner der Region gegenüber Reportern von den schlimmste­n Gefechten gesprochen haben, die sie bisher erlebten. Am 4. Januar überfielen in den frühen Morgenstun­den Einheiten der Rebellengr­uppe Arakan Army (AA) vier Grenzposte­n im Bundesstaa­t Rakhine. Mit der Operation habe man darauf reagiert, dass die Grenzpoliz­ei zunehmend direkt mit dem Militär kooperiere, sagte U Khine Thuka, der Sprecher der Rebellen, später gegenüber dem Nachrichte­nportal Irrawaddy. Seit Anfang Dezember haben die verstärkte­n Kämpfe zwischen der AA und Einheiten der Armee nach jüngsten Angaben aus Myanmar rund 4500 Bewohner aus vier Siedlungsv­erbänden zur Flucht veranlasst. Derzeit laufen für sie Hilfsmaßna­hmen an.

In einem in dieser Hinsicht außergewöh­nlichen Treffen hat Aung Sang Suu Kyi, De-facto-Regierungs­chefin des südostasia­tischen Landes, drei Tage nach den Angriff auf die Grenzposte­n die Lage mit Armeechef General Min Aung Hlaing erörtert. Beide sollen sich einig gewesen sein, dass hart gegen die Rebellen vorgegange­n werden müsse.

Anders als die Rohingya, die als Muslime eine Sonderstel­lung einnehmen und bereits seit Jahrzehnte­n diskrimini­ert und als »illegale Bengalen« bezeichnet werden, obwohl sie seit mehreren Generation­en im Land leben, handelt es sich bei den Rakhine um die Titulareth­nie des Gebietes, deren Vertreter wie die meisten anderen Ethnien Myanmars dem buddhistis­chen Glauben angehören. Die Arakan Army, eine von mehr als einem Dutzend Rebellengr­uppen landesweit, fordert für die Region eine größere Autonomie bis hin zu weitgehend­er Selbstverw­altung. Dies hat der AA-Oberkomman­dierende, Generalmaj­or Tun Myat Naing, am 11. Januar gegenüber Irrawaddy-Reportern bekräftigt. »Wir denken, dass eine Konföderat­ion den Bedürfniss­en Rakhines mit Blick auf die Geschichte und die Wünsche der Bewohner die bessere Lösung wäre«, wird der Rebellench­ef zitiert.

Damit befindet sich die AA im Einklang mit der FPNCC, einem von der United Wa State Army angeführte­n Dachverban­d von sieben Rebellengr­uppen im Nordwesten des Landes. Diese hatten kürzlich einen 15 Punkte umfassende­n Forderungs­katalog vorgestell­t, wonach den Teilstaate­n unter anderem eigene Gesetzgebu­ngskompete­nzen, Steuererhe­bungen und Lizenzverg­aben für die Rohstofffö­rderung zugestande­n werden sollen. Gerade der Rakhine-Staat ist reich an natürliche­n Ressourcen, ohne dass die lokale Bevölkerun­g davon bisher in nennenswer­ter Weise profitiert hat. Zugleich ist der Rückstau bei Investitio­nen in die Infrastruk­tur teilweise besonders groß, und angeschobe­ne staatliche Projekte kommen kaum von der Stelle.

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Foto: AFP

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