US-Soldaten bei Anschlag getötet
Mehrere Tote bei Attentat im nordsyrischen Manbidsch
Damaskus. Bei einem Anschlag auf die von mit den Syrischen Demokratischen Kräften verbündeten Milizen kontrollierte Stadt Manbidsch im Norden Syriens sind Aktivisten zufolge mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern sind nach Angaben des US-Militärs auch US-amerikanische Soldaten. Die von den USA angeführte internationale Koalition schrieb auf Twitter, bei der Explosion seien Mitglieder des US-Militärs getötet worden. Eine Zahl wurde nicht genannt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben vier US-Soldaten, zwei davon im Krankenhaus. Nach Angaben der Aktivisten waren unter den mindestens 18 Toten außerdem neun Zivilisten und fünf lokale Sicherheitskräfte.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat über ihr Sprachrohr Amak für sich und sprach von einem Angriff eines Selbstmordattentäters. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, teilte mit, Präsident Donald Trump sei über die Situation unterrichtet worden.
Bei einer Explosion in der nordsyrischen Stadt Manbidsch sind am Mittwochmorgen mindestens 18 Personen getötet worden. In Nordsyrien gibt es umstrittene Pläne zu einer »Sicherheitszone«.
Anschlag gegen die »Sicherheitszone«? Zeitlich liegt ein Zusammenhang nahe: Zum Zeitpunkt der Explosion in Manbidsch sollen US-General Joseph F. Dunford und der türkische General Yasar Güler in Brüssel am Rande eines NATO-Treffens über die Umsetzung einer »Sicherheitszone« im Norden Syriens beraten haben. Unbestätigten Berichten zufolge sollen unter den Opfern auch US-Soldaten sein. Augenzeugen berichteten, dass die Opfer mit US-Hubschraubern evakuiert wurden. Ersten Berichten zufolge soll der »Islamische Staat« die Verantwortung für den Anschlag übernommen haben. Manbidsch gehört zu den Gebieten Nordsyriens, die von der Kurdenmiliz YPG kontrolliert werden.
Ankara hatte in den vergangenen Tagen die Idee einer bis zu 30 Kilometer breiten »Sicherheitszone« entlang der syrisch-türkischen Grenze im Norden Syriens verbreitet. Präsident Recep Tayyip Erdoğan habe sich mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump darauf geeinigt, berichteten türkische Medien. Die »Sicherheitszone« soll nach dem vorgesehenen Abzug der US-Amerikaner aus Syrien das Gebiet von Afrin, Manbidsch und das gesamte Grenzgebiet im Norden Syriens von Jarabulus bis an die Grenze Syrien-Irak umfassen. Begründet wird die »Sicherheitszone« mit der Gefahr, die für die türkische Sicherheit angeblich von den kurdischen Volksverteidigungskräften YPG, YPJ und den »Syrischen Demokratischen Kräften« (SDF) ausgehen soll. Für Ankara stellen die kurdischen Kräfte eine größere Gefahr dar als der »Islamische Staat«.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte in Moskau, die syrischen Streitkräfte seien diejenigen, die in Zukunft wieder die Kontrolle im Norden und Osten Syriens übernehmen sollten. Russland werde die Sicherheitsinteressen aller Parteien und aller Nachbarn Syriens berücksichtigen, so Lawrow bei der Jahrespressekonferenz des Außenministeriums. Auch die Interessen der Türkei »werden bei den Vereinbarungen, die wir anstreben, berücksichtigt.«
Das syrische Außenministerium wies die von der Türkei verbreiteten Pläne scharf zurück. Der türkische Präsident kenne nichts als »die Sprache der Besatzung und der Aggression« zitierte die syrische Nachrichtenagentur SANA aus einer offiziellen Stellungnahme. Die Türkei vertrete bei den Astana-Gesprächen Terroristen und verstoße gegen die einfachsten Prinzipien der UN-Charta. Internationale Resolutionen, die die territoriale Integrität Syriens garantierten, würden von Ankara ignoriert. Jeder Versuch, die syrische Einheit zu zerstören werde als »Angriff und Besatzung syrischen Territoriums« gewertet, hieß es in Damaskus. Die Türkei unterstütze und schütze damit den internationalen Terrorismus.
Von Seiten der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, die östlich des Euphrat eine «Föderation Nordsyrien« ausgerufen haben, hieß es, eine »Sicherheitszone«, die von der Türkei kontrolliert werde, käme für sie nicht in Frage. Aldar Khalil, Politiker der »Partei der demokratischen Union« (PYD) erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die Kurden würden eine »Sicherheitszone« zwischen der türkischen Armee und kurdischen Kämpfern akzeptie- ren, wenn diese von UN-Kräften kontrolliert würde. »Alle anderen Vorschläge sind unakzeptabel, weil sie die Souveränität Syriens und die Souveränität unserer autonomen Region verletzten.«
Die US-Truppen sollen sich im Laufe des Jahres 2019 aus Syrien zurückziehen, hatte US-Präsident Trump kurz vor Weihnachten 2018 angeordnet. Das US-Außenministerium und das Pentagon hatten für die Gebiete östlich des Euphrat andere Pläne entwickelt. Vorgesehen war die langfristige Stationierung des US-Militärs im Norden und Osten Syriens. Mit der lokalen Bevölkerung sollten US-Experten neue Verwaltungsstrukturen aufbauen, das Gebiet sollte als »Provinz Ost-Euphrat« in die Genfer Gespräche unter dem Dach der UNO einbezogen werden. Eine 30 000 Soldaten starke Armee sollte ausgebildet werden, die die Gebiete dauerhaft vor einer Wiederauferstehung des »Islamischen Staates« schützen sollte, der sich mit dem Anschlag in Erinnerung gebracht hat. Gleichzeitig sollten sie auch verhindern, dass die syrische Regierungsarmee wieder die Gebiete kontrolliert. Bezahlt werden sollten diese Pläne von den Golfstaaten. Beschlossen ist noch nichts.