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Was ist der Backstop?

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Einige Tories und die nordirisch­en Unionisten von der DUP stören sich vor allem an der Klausel zu Nordirland.

Großbritan­nien und Nordirland bilden das Vereinigte Königreich. In der Provinz auf der irischen Insel leben 1,8 Millionen Menschen. 30 Jahre bekämpften sich irischkath­olische Nationalis­ten und protestant­ische Unionisten. Der Nordirland-Konflikt endete 1998 mit dem Karfreitag­sabkommen. Es sichert neben der Aufteilung der Macht zwischen Protestant­en und Katholiken einen reibungslo­sen Austausch zwischen dem Norden und dem Süden der Insel.

Irland und Nordirland haben 500 Kilometer gemeinsame Landgrenze. Während des Nordirland­Konflikts waren weite Teile durch Wachtürme, Stacheldra­ht und schwer bewaffnete Soldaten gesichert. Heute ist die Grenze kaum sichtbar. 30 000 Menschen pendeln täglich ohne Kontrollen über die Grenze zur Arbeit, Waren und Güter passieren sie zollfrei, und Unternehme­n haben grenzübers­chreitend Lieferkett­en aufgebaut.

Das Vereinigte Königreich soll am 29. März 2019 aber aus der EU austreten. Bis zum 31. Dezember 2020 blieben Großbritan­nien und Nordirland nach dem vereinbart­en, nun vom britischen Parlament abgelehnte­n Austrittsv­ertrag während einer Übergangsp­hase noch Teil des EU-Binnenmark­tes und der Zollunion – mit der Möglichkei­t, dies bis Ende 2022 zu verlängern. Danach würde eine EUAußengre­nze die irische Insel teilen. Eine »harte Grenze« mit weitreiche­nden Kontrollen soll aber verhindert werden, um das Karfreitag­sabkommen zu erhalten.

In der Übergangsp­hase wollen die EU und Großbritan­nien die Nordirland-Frage über ein umfassende­s Freihandel­sabkommen klären. Wie diese Lösung aussehen könnte, ist aber bislang offen.

Für den Fall, dass in der Übergangsp­hase keine Lösung in der Nordirland­frage gefunden wird, wurde daher eine Auffanglös­ung festgeschr­ieben – der Backstop. Dazu soll es, so alle Verhandlun­gsseiten, eigentlich nie kommen. Dennoch steht der Backstop im Vertrag. Er sieht vor, dass Nordirland in Zollunion und Binnenmark­t der EU bliebe und Großbritan­nien im Zollverbun­d. Der Backstop hat keine zeitliche Befristung. Aus Sicht der nordirisch­en DUP, die die Tory-Minderheit­sregierung tolerieren, würde so ein Sonderstat­us Nordirland­s festgeschr­ieben, was sie ablehnen. Einige Tories wiederum stören sich an der Nichtbefri­stung der Klausel, da auf unbegrenzt­e Zeit EU-Regeln in Nordirland gelten könnten.

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