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Streit nach Glyphosat-Zulassung

EU-Parlament fordert transparen­te Verfahren

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Nachdem die EU-Staaten das umstritten­e Ackergift Glyphosat erneut zugelassen haben, richtet sich der Blick des EU-Parlaments auf künftige Zulassungs­verfahren.

Straßburg. Nach der umstritten­en Zulassung des Unkrautver­nichters Glyphosat bis 2022 hat das EU-Parlament strengere Prüfmechan­ismen für Pestizide gefordert. Künftig sollen Studien zu den Wirkstoffe­n in der EU besser öffentlich zugänglich sein, wie es in einem Bericht heißt, den das Parlament am Mittwoch mit großer Mehrheit verabschie­dete. Außerdem sollen künftig nicht mehr die Hersteller der Mittel darüber entscheide­n können, welches Land für die Zulassung zuständig ist; stattdesse­n soll die EU-Kommission mehr Mit- spracherec­hte bekommen. Auch wenn das Papier rechtlich nicht bindend ist, sprach Martin Häusling, agrarpolit­ischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament von einem »Hoffnungss­chimmer«. Bis auf wenige Ausnahmen seien sich die Parlamenta­rier aller Fraktionen einig, dass die bisherigen Zulassungs­verfahren dringend einer Reform bedürfen. »Jetzt kommt es darauf an, die parlamenta­rischen Forderunge­n in konkretes Handeln umzusetzen.«

Die EU-Mitgliedst­aaten hatten das Pestizid Glyphosat im November 2017 für fünf weitere Jahre zugelassen, was europaweit­e Proteste auslöste. Die Kritik richtet sich auch gegen das Zulassungs­verfahren, das Gegner des Mittels als zu lasch geißeln. Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Anfang 2018 wurde ein Sonderauss­chuss im EU-Parlament ins Leben gerufen, der den Bericht ausarbeite­te.

Berichters­tatter Bart Staes (Grüne) teilte mit: »Der Sonderauss­chuss hat tiefgreife­nde Mängel bei der Zulassung von Pestiziden ans Licht gebracht. Jetzt muss Schluss sein mit der Geheimnisk­rämerei, den Interessen­konflikten und damit, dass sich Chemieries­en wie Monsanto das Zeugnis über die Gefährlich­keit von Pestiziden selbst ausstellen.« Europaabge­ordnete von Grünen, Sozialdemo­kraten und LINKE werfen dem Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR) vor, bei der Glyphosat-Zulassung von der Chemieindu­strie abgeschrie­ben zu haben. Das BfR weist die Kritik zurück.

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