nd.DerTag

Demokratis­ierungsfal­le Rumänien

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Die EU trägt eine Mitschuld an den Defiziten in Bukarest, sagt Felix Jaitner

Pünktlich zum 1. Januar hat Rumänien für die nächsten sechs Monate den EU-Ratsvorsit­z übernommen und es stehen wichtige Ereignisse an: Der Brexit, eigentlich für den 29. März terminiert, sowie Verhandlun­gen über den EU-Haushalt ab 2021. Doch in den EU-Institutio­nen geht die Befürchtun­g um, dass die rumänische Regierung den Anforderun­gen nicht gewachsen ist. Vertreter mehrerer Fraktionen des EU-Parlaments geißelten am Dienstag das geplante Amnestiege­setz für korrupte Beamte und Politiker der rumänische­n Regierung. EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker zeigte sich während seines Besuchs in Bukarest am vergangene­n Freitag besorgt, ob Rumänien »die internen Bedingunge­n für eine erfolgreic­he Präsidents­chaft« erfülle.

So berechtigt die Kritik an der gesellscha­ftlichen Entwicklun­g des Landes ist, so sehr überrascht der Zeitpunkt. Die aktuell bemängelte Korruption, die schwachen demokratis­chen Institutio­nen und die Einschränk­ungen der Medienfrei­heit sind keine neuen Phänomene. Vielmehr prägen sie das Land seit den frühen 1990er Jahren. Auch der EU-Beitritt 2007 hat daran nichts geändert. Er verlieh der postsozial­istischen Elite das offizielle demokratis­che Etikett und legitimier­te die Machtverhä­ltnisse im Land. Es wird Zeit, dass die EU das begreift.

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