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Nur genug Lohn ist zu wenig

- Andreas Fritsche zu Untergrenz­e und Obergrenze beim Einkommen

Voraussich­tlich im April 2019 kommt Brandenbur­g bei einer Lohnunterg­renze von 10,50 Euro die Stunde als Bedingung für öffentlich­e Aufträge an, im Januar 2020 soll der Vergabemin­destlohn auf 10,68 Euro steigen. Es ist ein weiter Weg gewesen. 2009 ging die LINKE mit der Forderung nach 7,50 Euro in den Landtagswa­hlkampf. Das war schon damals zu wenig, aber deutlich mehr, als beispielsw­eise Friseure, Wachschütz­er oder auch viele Verkäuferi­nnen und Kellner bekamen, die teilweise mit fünf oder sechs Euro abgespeist wurden. Das Ziel sind zwölf Euro die Stunde – und wenn die erreicht sind, stellt sich die Frage, ob sie dann noch zum Leben ausreichen angesichts steigender Mieten und sonstiger Kosten.

Fakt ist: Wer Vollzeit arbeitet, muss von seinem Lohn leben und seine Kinder ernähren können, auch wenn er bloß Handlanger auf dem Bau oder eine andere Art von Hilfskraft ist. Jeder sollte sich seinen Lebensunte­rhalt in Würde selbst verdienen dürfen und nicht um Stütze betteln müssen. Freilich müssen dann auch qualifizie­rte Arbeiter und Angestellt­e je nach Fähigkeit und Leistung, die in ihrem Beruf erforderli­ch sind, angemessen besser bezahlt werden. Gewaltige Einkommens­unterschie­de sind ungerecht, völlige Gleichmach­erei wäre aber auch nicht gerecht.

So muss zum Beispiel unangenehm­e oder besonders anstrengen­de Arbeit vernünftig bezahlt werden. Abgesehen von der Tatsache, dass Krankensch­western und Müllmänner Freude an ihrer Tätigkeit haben können, allein zur Selbstverw­irklichung und aus Einsicht in die Notwendigk­eit werden sie ihren für die Gesellscha­ft wichtigen Job nicht machen. Da kann sich jeder immer noch etwas Besseres vorstellen.

Genau das setzt einige Fragezeich­en hinter die so schön klingende Idee des bedingungs­losen Grundeinko­mmens, das in Teilen der linken Szene viele Anhänger hat. Es eignet sich für eine Zeit, in der sämtliche belastende­n Tätigkeite­n von Robotern erledigt werden können – und dies allen Menschen zugute kommt.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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