Das »Minsk« kann gerettet werden
Am Potsdamer Brauhausberg sollen Wohnungen gebaut werden. Das leerstehende Terrassenrestaurant »Minsk« – ein architektonisches Zeugnis der DDR-Moderne – schien dem im Weg zu stehen und sollte verschwinden. Es wäre beinahe bereits Mitte vergangenen Jahres abgerissen worden. Doch es kam anders. Das »Minsk« ist halbverfallen, steht aber noch und bekommt jetzt eine zweite Chance. Bei einer sogenannten Werkstatt »Minsk« sei in zwei Sitzungen eine Lösung entwickelt worden, meldete Baudezernent Bernd Rubelt. Demnach solle das Gebäude einschließlich seines Sockels erhalten bleiben und möglicherweise zwei zusätzliche Geschosse erhalten. Das verträgt sich durchaus mit dem vorgesehenen Wohnungsbau. Nur für drei Baukörper wäre eine Änderung des Bebauungsplans notwendig. Das Ergebnis der Werkstatt »Minsk« soll in eine Beschlussvorlage für die Stadtverordnetenversammlung am 3. April münden.
Dass es möglich sei, Wohnungen zu bauen, ohne das alte Terrassenrestaurant abzureißen, »das habe ich ein Jahr lang gebetsmühlenartig gepredigt«, sagte Potsdams Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg dem »nd« am Mittwoch. Er freut sich, dass es nun so gemacht werden kann, wie es ihm vorschwebte. Aber es war nicht leicht bis hier hin. Denn nur mit einer knappen Entscheidung im Stadtparlament konnte erzwungen werden, dass in Ruhe überlegt wird, ob es nicht eine bessere Lösung gibt als den Abriss des Restaurants. SPD und CDU wollten das Grundstück verkaufen. Es hieß, man habe einen Investor an der Hand, der 27 Millionen Euro zahlen wolle – allerdings nur, wenn er das »Minsk« abräumen darf.
Scharfenberg rechnete anders. Es gab eine Finanzierungslücke für das neue Spaßbad »Blu«, mit dem die alte Schwimmhalle am Brauhausberg ersetzt werden sollte. Sechs Millionen Euro fehlten. Nur diese Summe musste der Grundstücksverkauf wenigstens einspielen. Bei den ständig steigenden Immobilienpreisen in der Landeshauptstadt ist dabei nicht einmal sicher, ob nicht ein wesentlich höherer Betrag erzielt werden kann, auch wenn das »Minsk« bleiben darf. Trotz der guten Nachricht dürfen sich Scharfenberg und seine Mitstreiter noch nicht zurücklehnen. »Es gibt noch eine Menge Arbeit«, weiß der Linksfraktionschef. Schließlich müssen nun Einzelheiten geklärt werden. Außerdem muss entschieden werden, wie denn nun genau das »Minsk« künftig verwendet wird. Was kommt hinein? Wie kann es dauerhaft sinnvoll genutzt werden? Das sind die Fragen, die es zu beantworten gilt. Aber Hans-Jürgen Scharfenberg ist optimistisch, dass sich eine gute Lösung finden wird. »Immerhin ist der Brauhausberg ein attraktiver Standort«, sagte er.
Am Hang des Brauhausbergs, der vor dem Zweiten Weltkrieg dicht bebaut war, gab es ab 1971 eine Grünanlage, in die bis 1977 das von Heinz Birkholz und Wolfgang Müller entworfene Restaurant »Minsk« hineingesetzt wurde. Viele alte Potsdamer verbinden damit schöne Erinnerungen.