Gedenken an Karl und Rosa auch in Hessen
Wiesbaden: Gewerkschafter laden ein zu Filmvorführung
Während aus Anlass des 100. Jahrestags der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am vergangenen Wochenende viele tausend politisch bewusste Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Berlin gereist waren, finden in diesen Tagen auch fernab der Hauptstadt zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt.
So wurde Rosa Luxemburgs Leben und Werk am Dienstagabend in der hessischen Metropole Frankfurt am Main auf zwei Veranstaltungen gewürdigt. Im alten Arbeiterviertel Bockenheim hatte die örtliche LINKE zusammen mit dem Freien Schauspiel Ensemble ein politisch-kulturelles Programm vorbereitet. Höhepunkt des Abends im vollen Theater Titania war die Aufführung des Theaterstücks »Ich werde sein – Das Drama Rosa Luxemburg«. Hier hatte Rosa Luxemburg 1913 bei einer SPD-Veranstaltung ausgerufen: »Wenn uns zugemutet wird, die Mordwaffe gegen unsere französischen und anderen Brüder zu erheben, dann rufen wir: Nein, das tun wir nicht.« Ihr Appell zum Massenstreik brachte ihr einen Prozess wegen »Aufwiegelung zum Ungehorsam gegen die Obrigkeit« und eine Gefängnisstrafe ein. An den Auftritt erinnert eine Tafel.
Unerwartet stark war der Besucherandrang am Dienstag auch in der Evangelischen Akademie Frankfurt, wo das Thema »Rosa Luxemburg – Kämpferin für eine bessere Gesellschaft« statt der erwarteten 80 über 200 Menschen angelockt hatte. »Schaut in ihre theoretischen Schriften, die sind es wert, gelesen zu werden«, empfahl der Publizist Dietmar Dath dem Publikum. »Rosa Luxemburg war als Frau, Jüdin, Polin und politische Außenseiterin einer Mehrfach-Diskriminierung ausgesetzt. Sie ist ein Mahnmal gerade auch in einer Zeit, in der erneut couragierte Menschen bedroht werden«, resümierte Studienleiter Eberhard Pausch die von ihm maßgeblich initiierte Veranstal-
In der Evangelischen Akademie Frankfurt kamen statt der erwarteten 80 über 200 Menschen.
tung. Damit bezog er sich auf jüngste Drohbriefe eines in der Frankfurter Polizei agierenden rechten Netzwerks NSU 2.0 gegen eine türkischstämmige Anwältin.
In der Landeshauptstadt Wiesbaden hat sich der ver.di-Fachbereich 8 (Medien) das Gedenken an die bewegte revolutionäre Zeit vor 100 Jahren auf die Fahnen geschrieben. Die Gewerkschafter laden für Freitag kommender Woche in Kooperation mit dem Murnau-Filmtheater im deutschen Filmhaus zur Aufführung des 1985 unter der Regie von Margarethe von Trotta entstandenen Spielfilms »Rosa Luxemburg« ein. Vorab sollen Personen und historische Zusammenhänge des Films erläutert werden. Eine Woche später stehen die Ereignisse von 1918 bis 1923 im Mittelpunkt einer Veranstaltung.
Frankfurt am Main gehört zu den wenigen westdeutschen Städten, in denen eine Straße nach Rosa Luxemburg benannt ist. Diese führt am Sitz der Bundesbank im Nordwesten der Finanzmetropole vorbei und ist ein vierspuriger Autobahnzubringer. Im 80 Kilometer südlich gelegenen Mannheim hingegen war der Vorstoß einer Fraueninitiative für einen entsprechenden Straßennamen bislang nicht erfolgreich. Hier hofft Gerald Unger, der für die LINKE im Bezirksbeirat des Industrievororts Waldhof sitzt, auf neue Impulse nach den Kommunalwahlen am 26. Mai.