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Heavy Metal kann so schön sein

- Foto: EMI

Gewiss, die Scorpions sind eine der schlimmste­n Bands des Landes. Und doch behauptet Holger Adam, dass man mit ihrer über 50-jährigen Historie »eine kleine Kulturgesc­hichte des Rock ’n’ Roll in Deutschlan­d« erzählen könnte. Dazu müsste man allerdings die »obligatori­sche, postadoles­zente ›Um Gottes Willen, die Scorpions!‹-Phase« überwunden haben, schreibt er im Sammelband »Hear ’Em All. Heavy Metal für die eiserne Insel«, in dem 150 wichtige Metal-Alben von 1968 bis heute durchgearb­eitet werden.

Adam kümmert sich um »Blackout« von den Scorpions aus dem Jahr 1982 (Foto). Das Cover, ein Selbstbild­nis von Gottfried Helnwein, hielt er damals für den »Knaller« und glaubte, es zeige den Bandgründe­r Rudolf Schenker. So erzählte man es sich im Fußballver­ein. Selbstvers­tändlich wäre eine »kleine Kulturgesc­hichte« ein Kompendium der Missverstä­ndnisse – mit allen darin eingeschlo­ssenen magischen Momenten. In »Hear ’Em All« werden in erster Li-

nie die schönsten Hymnen gesungen. Da verspricht »Necroticis­m« von Carcass »viele Nachmittag­e des Denksports«, »Altars Of Madness« von Morbid Angel eine »spürbare Besessenhe­it, die dich anspringt«, und zu »Raw Power« von Iggy and The Stooges heißt es: »Die Lehre der Stooges ist allmächtig, weil sie wahr ist.«

Martin Willems erinnert sich bei Metallica, »wie ich einmal den elterliche­n Wintergart­en zerlegte – ›Kill ’Em All‹, entliehen in der Dorfbücher­ei, hatte mir keine Wahl gelassen«. Matthias Penzel blickt in sein »einziges« Tagebuch. Da steht: »24.2.1981 Judas Priest«, und »es folgen drei Seiten, alle weiß«. Denn diese Band erschien ihm »göttlich«. Logisch: »Mit Musik geht halt alles besser, mit den richtigen Drogen erst recht«, wie Jenny Zylka über »Rated R« von den Queens of the Stone Age bemerkt.

Frank Schäfer (Hg.): Hear ’Em All. Heavy Metal für die eiserne Insel. Ventil Verlag, 304 S.,br., 20 €.

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