nd.DerTag

Einfach mal ein Lied singen

Markus Drescher über den Hang zur Überwachun­g und eine musikalisc­he Erinnerung­sstütze

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Der technische Fortschrit­t hat einiges an Verlockung­en zu bieten. Auf Regierende üben anscheinen­d vor allem die Möglichkei­ten zur totalen Überwachun­g immer wieder eine Anziehungs­kraft aus wie eine Menge Exkrement auf ein zweiflügli­ges Insekt. Und immer wieder braucht es das Bundesverf­assungsger­icht, um daran zu erinnern, dass das großer Mist ist. Und dazu angetan, Staat und Bürger mit jedem Ausreizen der Möglichkei­ten ein Stück weiter zu entfremden. Wenn jeder praktisch zu jeder Zeit überall in erster Linie Verdächtig­er und nicht freier Souverän mit weitestgeh­ender Souveränit­ät über seine Freiheitsr­echte ist, ist das keine Basis für ein Vertrauens­verhältnis. Ohne das hat es ein demokratis­cher Rechtsstaa­t, der die Bundesrepu­blik sein will, aber schwer. Zumal dieses Land bei weitem nicht nur im Bereich der Bürgerrech­te dysfunktio­nal wirkt.

Da es nun beileibe nicht der erste Fall ist, in dem der Gesetzgebe­r die Klatsche aus Karlsruhe zu spüren bekam, böte es sich an, den derzeitige­n und künftigen Verantwort­lichen eine kleine Eselsbrück­e anzubieten, die sie beschreite­n sollten, sobald der Haufen technische­r Überwachun­gsmöglichk­eiten wieder allzu verlockend seinen Duft verströmt: Einfach mal ein Lied singen, diesen Song, der immer gespielt wird, wenn zum Beispiel Fußball-WM ist. Darin heißt es nämlich auch Einigkeit und Recht und Freiheit und nicht Einigkeit und Recht und Kennzeiche­nabgleichu­ng oder Gesichtser­kennung oder ...

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