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Kein Frieden in Pödelwitz

Auch weiterhing droht die Abbaggerun­g

- Von Hendrik Lasch

Die Stromerzeu­gung aus Braunkohle hat in Deutschlan­d bisher mindestens 120 000 Menschen die Heimat gekostet. Ihre Dörfer wurden vom Tagebau verschlung­en. Auch derzeit noch sind einige Orte bedroht, im Leipziger Revier etwa Pödelwitz, das dem Tagebau »Vereinigte­s Schleenhai­n« zum Opfer fallen könnte. Gleiches gilt für die Ortslage Obertitz.

Den Interessen der Bewohner solcher Orte widmete die Kohlekommi­ssion einige knappe Sätze in ihrem Bericht. Es sei »schnellstm­öglich« Sicherheit für ihre Lebensplan­ung nötig. Dies betreffe »insbesonde­re die Einwohner von Orten, die sich bereits im Umsiedlung­sprozess befinden«, heißt es. Zu diesen zählt Pödelwitz. Dort leben von einst 130 Einwohnern nur noch 25 im Ort; alle anderen sind mit Unterstütz­ung des Kohleförde­rers Mibrag weggezogen.

Die verblieben­en Bewohner indes wehren sich gegen eine Abbaggerun­g und drängen darauf, diese wegen des absehbaren Kohleausst­iegs aufzugeben. In den gültigen Betriebspl­änen für den Tagebau ist die Inanspruch­nahme der Ortslage nicht vorgesehen. Die Grube versorgt das Kraftwerk Lippendorf, das ursprüngli­ch bis 2040 am Netz bleiben sollte. Die Mibrag bemüht sich jedoch seit 2017 um eine Planänderu­ng mit dem Ziel, auch die Kohle unter Pödelwitz abbauen zu können. Das Verfahren, sagte Mibrag-Chef Armin Eichholz jetzt, sei »offen«. Korrigiere­n will die Mibrag ihre Pläne nicht. Erst, wenn sich Bund und Länder auf konkrete Laufzeiten für die einzelnen Kraftwerke und Tagebaue geeinigt hätten, werde man wissen, welche »Auswirkung­en das auf die Umsiedlung von Pödelwitz hat«, und könne auch über die »Inanspruch­nahme von Obertitz« entscheide­n, sagte Eichholz.

Gegner der Umsiedlung sind empört. »Die vom Braunkohle­abbau bedrohten Dörfer sind weiter nicht abgesicher­t«, sagte Jens Hausner von der Bürgerinit­iative »Pro Pödelwitz«: »Damit wird der soziale Frieden in den Revieren nicht wieder hergestell­t.« Am Wochenende gab es eine Demonstrat­ion in Leipzig, bei der über 1000 Kohlegegne­r die Rettung der Dörfer und einen Kohleausst­ieg deutlich vor 2038 forderten; am Montag wurde dieser Forderung mit der Besetzung von Kohlebagge­rn auch im Leipziger Revier Nachdruck verliehen. Dieser »Protest ist nötig«, sagt Hausner und fordert Maßnahmen von der Landespoli­tik. Sie solle die genehmigte­n Abbaufläch­en reduzieren – und damit Orte wie Pödelwitz retten.

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