Kein Frieden in Pödelwitz
Auch weiterhing droht die Abbaggerung
Die Stromerzeugung aus Braunkohle hat in Deutschland bisher mindestens 120 000 Menschen die Heimat gekostet. Ihre Dörfer wurden vom Tagebau verschlungen. Auch derzeit noch sind einige Orte bedroht, im Leipziger Revier etwa Pödelwitz, das dem Tagebau »Vereinigtes Schleenhain« zum Opfer fallen könnte. Gleiches gilt für die Ortslage Obertitz.
Den Interessen der Bewohner solcher Orte widmete die Kohlekommission einige knappe Sätze in ihrem Bericht. Es sei »schnellstmöglich« Sicherheit für ihre Lebensplanung nötig. Dies betreffe »insbesondere die Einwohner von Orten, die sich bereits im Umsiedlungsprozess befinden«, heißt es. Zu diesen zählt Pödelwitz. Dort leben von einst 130 Einwohnern nur noch 25 im Ort; alle anderen sind mit Unterstützung des Kohleförderers Mibrag weggezogen.
Die verbliebenen Bewohner indes wehren sich gegen eine Abbaggerung und drängen darauf, diese wegen des absehbaren Kohleausstiegs aufzugeben. In den gültigen Betriebsplänen für den Tagebau ist die Inanspruchnahme der Ortslage nicht vorgesehen. Die Grube versorgt das Kraftwerk Lippendorf, das ursprünglich bis 2040 am Netz bleiben sollte. Die Mibrag bemüht sich jedoch seit 2017 um eine Planänderung mit dem Ziel, auch die Kohle unter Pödelwitz abbauen zu können. Das Verfahren, sagte Mibrag-Chef Armin Eichholz jetzt, sei »offen«. Korrigieren will die Mibrag ihre Pläne nicht. Erst, wenn sich Bund und Länder auf konkrete Laufzeiten für die einzelnen Kraftwerke und Tagebaue geeinigt hätten, werde man wissen, welche »Auswirkungen das auf die Umsiedlung von Pödelwitz hat«, und könne auch über die »Inanspruchnahme von Obertitz« entscheiden, sagte Eichholz.
Gegner der Umsiedlung sind empört. »Die vom Braunkohleabbau bedrohten Dörfer sind weiter nicht abgesichert«, sagte Jens Hausner von der Bürgerinitiative »Pro Pödelwitz«: »Damit wird der soziale Frieden in den Revieren nicht wieder hergestellt.« Am Wochenende gab es eine Demonstration in Leipzig, bei der über 1000 Kohlegegner die Rettung der Dörfer und einen Kohleausstieg deutlich vor 2038 forderten; am Montag wurde dieser Forderung mit der Besetzung von Kohlebaggern auch im Leipziger Revier Nachdruck verliehen. Dieser »Protest ist nötig«, sagt Hausner und fordert Maßnahmen von der Landespolitik. Sie solle die genehmigten Abbauflächen reduzieren – und damit Orte wie Pödelwitz retten.