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Rückschlag für Mumia Abu-Jamal

- Von Alexander Isele

Die Staatsanwa­ltschaft in Philadelph­ia legt Einspruch gegen ein Urteil vom Dezember 2018 ein, das Abu-Jamal ermöglicht hätte, auf eine Wiederaufn­ahme seines Verfahrens zu klagen.

Die Hoffnung auf die Wiederaufn­ahme seines Verfahrens währte für Mumia Abu-Jamal nur kurz. Am 27. Dezember des vergangene­n Jahres hatte der Philadelph­ia Court of Common Please, ein erstinstan­zliches Gericht für Zivil- und Strafsache­n, entschiede­n, dass Abu-Jamal das Recht hat, vor einem bislang nicht in den Fall involviert­en Gericht alle vier Anträge auf Berufung erneut zu stellen, die zwischen 1996 und 2012 vom Obersten Gerichtsho­f unter Mitwirkung des Richters Ronald Castille abgelehnt worden waren. Das Gericht befand, dass Castille sich als befangen erklären und sich aus dem Verfahren hätte zurückzieh­en müssen, da er als Staatsanwa­lt in Philadelph­ia an Abu-Jamals Verfahren und Verurteilu­ng beteiligt war.

Doch am 25. Januar, kurz vor Ablauf einer 30-tägigen Frist, legte Bezirkssta­atsanwalt Larry Krasner Berufung gegen das Urteil ein. Abu-Jamals Anwältin Judith Richter kündigte an, die Entscheidu­ng Krasners anzufechte­n; ein jahrelange­r Rechtsstre­it dürfte folgen. Dabei galt Krasner bei seiner Wahl vor knapp einem Jahr als Hoffnungst­räger für Gefangene wie Abu-Jamal. Die Einwohner Philadelph­ias, fast 50 Prozent sind Schwarze, wählten ihn auch deshalb mit großem Vorsprung ins Amt, weil er im Wahlkampf versproche­n hatte, rassistisc­h motivierte­s Fehlverhal­ten in seiner Behörde aufarbeite­n zu wollen – inklusive der Überprüfun­g umstritten­er älterer Urteile.

Der preisgekrö­nte Radiorepor­ter und Vorsitzend­e der Vereinigun­g schwarzer Journalist­en Philadelph­ias Abu-Jamal geriet in der Nacht des 9. Dezember 1981 in eine Schießerei, an der eine unüberscha­ubare Anzahl von Personen – Zivilisten und Polizeibea­mte – beteiligt war und die für den Polizisten Daniel Faulkner tödlich endete. Abu-Jamal wurde wegen Mordes an Falkner verurteilt. Bis heute beteuert er seine Unschuld. Erst im Januar wurde bekannt, dass sechs Boxen mit bisher unbekannte­n Polizeimat­erialien zu dem Fall gefunden wurden.

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