Es darf keine Entwarnung geben
Zu »Erinnern an unfassbare Verbrechen«, 1.2., S. 4; online: dasND.de111126
Der Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno hat in seinem Manuskript »Erziehung nach Ausschwitz« gefragt, wie es sein kann, dass scheinbar das Ungeheuerliche nicht in die Menschen eingedrungen ist. Er hat damit wie viele andere Intellektuelle und zuvorderst Zeitzeugen und Shoah-Überlebende wie Saul Friedländer vor den Gefahren eines erneut zunehmenden Nationalismus und Antisemitismus als Symptome für den drohenden Rückfall in die Barbarei gewarnt. Unabdingbare Aufgabe jeder nachfolgenden Generation ist es daher, allen Menschen die Bildung von rationaler und emotionaler Kompetenz zu ermöglichen; ihnen mithin zu wissen geben, dass der Weg von der (vermeintlichen) Zivilisation zur Barbarei nur kurz ist. Dass es niemals eine Entwarnung für die Schrecken des Holocaust, ein Nachlassen unserer Erinnerung und humanistischen Aufklärung geben kann und geben darf. Auf ein Zitat aus dem Talmud sei hingewiesen: »Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!«
Matthias Bartsch, Lichtenau
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