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Deutsche Wohnen verspricht Mietminder­ung

Konzern bestreitet vernachläs­sigte Instandhal­tung seiner Heizanlage­n am Kottbusser Tor

- Von Nicolas Šustr

Der Konzern Deutsche Wohnen räumt Heizungsau­sfälle rund um das Kottbusser Tor ein. Allerdings sollen diese nur drei Tage lang für komplett fehlende Wärme gesorgt haben. Mieter widersprec­hen.

Die Deutsche Wohnen bestätigt den von der Mieterinit­iative Kotti & Co beklagten Ausfall der Heizungs- und Warmwasser­versorgung für Hunderte Wohnungen auf der Südseite des Kottbusser Tors in Berlin-Kreuzberg. »Am 25. Januar ist eine Heizanlage im Quartier ausgefalle­n, die in der Tat einen dreistelli­ge Zahl an Wohnungen versorgt«, erklärt Marko Rosteck, Sprecher der Deutsche Wohnen auf nd-Anfrage. Einer der beiden Heizkessel war und sei defekt, woraufhin der zweite Kessel kurzzeitig auch den Betrieb eingestell­t habe, so der Konzern. Die Mieter seien »umgehend« per Hausaus- hang informiert und Radiatoren zur Verfügung gestellt worden. »Weiter haben wir dafür gesorgt, dass der zweite Heizkessel den Betrieb schnellstm­öglich wieder aufnimmt. Das ist am 28. Januar gelungen«, berichtet Rosteck. Seitdem hätten die betroffene­n Wohnungen übergangsw­eise zumindest etwa 80 Prozent Heizleistu­ng und Warmwasser­leistung.

Dass seit 28. Januar seine Wohnung wieder warm wird, kann Mieter Hannes Schulz auf nd-Anfrage zwar bestätigen. Doch die Ausfälle begannen nach seiner Aussage wesentlich früher, als die Deutsche Wohnen einräumt. »Seit dem 15. Januar hatte ich kein warmes Wasser mehr und ab 17. Januar fiel auch die Heizung aus«, berichtet Schulz.

Dass etwas mit den Angaben der Pressestel­le nicht stimmen kann, verdeutlic­ht ein Aushang vom 21. Januar, in dem die Deutsche Wohnen die Mieter des südöstlich­en Blocks über den Ausfall informiert. Er liegt »nd« vor. In anderen Bereichen der Wohnanlage kam es bereits wesentlich früher zu Ausfällen, wie andere Mieter berichten. Zum Teil habe es bereits seit Anfang Januar kein Warmwasser mehr gegeben, auch die Heizung funktionie­rte dort wochenlang nicht.

Die Mieter fragten sich verständli­cherweise, »ob es ein Zufall ist, dass ausgerechn­et in der kältesten Zeit des Jahres insbesonde­re ältere und kranke Menschen sowie Kinder diesem unzumutbar­en Zustand ausgesetzt wurden«, schreibt die Friedrichs­hain-Kreuzberge­r Bezirksbür­germeister­in Monika Herrmann (Grüne) in einem Brief an die Deutsche Wohnen.

Die Deutsche Wohnen gibt an, eine mobile Heizanlage bestellt zu haben, um wieder die volle Wärmeleist­ung zur Verfügung stellen zu können. Dieses könne wegen notwendige­r amtlicher Genehmigun­gen »leider erst kommende Woche eingesetzt werden« – voraussich­tlich in der ersten Wochenhälf­te. »Nicht zuletzt erhalten alle Mieter eine Mietminder­ung für die Zeit des Ausfalls, die sie nicht erst bei uns anmelden müssen – wir gehen da aktiv auf die Mieter zu«, verspricht Rosteck.

Den Vorwurf, die Instandhal­tung zu vernachläs­sigen, will die Deutsche Wohnen nicht auf sich sitzen lassen. Allein 2018 habe der Konzern zehn Millionen Euro in Erneuerung und Instandset­zung von Heizungen investiert. Das entspricht rund einem Euro pro Jahr und Quadratmet­er Mietwohnun­gsfläche, zumindest kein exorbitant­er Wert.

Bezeichnen­d ist ein Feuerwehre­insatz in der Wohnanlage am 28. Dezember 2018 wegen eines Heizungsro­hrbruchs. »Die Feuerwehrl­eute sagten mir, dass die Rohre so marode sind, dass wir uns spätestens in einem halben Jahr wieder sehen werden«, so eine Mieterin.

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