Deutsche Wohnen verspricht Mietminderung
Konzern bestreitet vernachlässigte Instandhaltung seiner Heizanlagen am Kottbusser Tor
Der Konzern Deutsche Wohnen räumt Heizungsausfälle rund um das Kottbusser Tor ein. Allerdings sollen diese nur drei Tage lang für komplett fehlende Wärme gesorgt haben. Mieter widersprechen.
Die Deutsche Wohnen bestätigt den von der Mieterinitiative Kotti & Co beklagten Ausfall der Heizungs- und Warmwasserversorgung für Hunderte Wohnungen auf der Südseite des Kottbusser Tors in Berlin-Kreuzberg. »Am 25. Januar ist eine Heizanlage im Quartier ausgefallen, die in der Tat einen dreistellige Zahl an Wohnungen versorgt«, erklärt Marko Rosteck, Sprecher der Deutsche Wohnen auf nd-Anfrage. Einer der beiden Heizkessel war und sei defekt, woraufhin der zweite Kessel kurzzeitig auch den Betrieb eingestellt habe, so der Konzern. Die Mieter seien »umgehend« per Hausaus- hang informiert und Radiatoren zur Verfügung gestellt worden. »Weiter haben wir dafür gesorgt, dass der zweite Heizkessel den Betrieb schnellstmöglich wieder aufnimmt. Das ist am 28. Januar gelungen«, berichtet Rosteck. Seitdem hätten die betroffenen Wohnungen übergangsweise zumindest etwa 80 Prozent Heizleistung und Warmwasserleistung.
Dass seit 28. Januar seine Wohnung wieder warm wird, kann Mieter Hannes Schulz auf nd-Anfrage zwar bestätigen. Doch die Ausfälle begannen nach seiner Aussage wesentlich früher, als die Deutsche Wohnen einräumt. »Seit dem 15. Januar hatte ich kein warmes Wasser mehr und ab 17. Januar fiel auch die Heizung aus«, berichtet Schulz.
Dass etwas mit den Angaben der Pressestelle nicht stimmen kann, verdeutlicht ein Aushang vom 21. Januar, in dem die Deutsche Wohnen die Mieter des südöstlichen Blocks über den Ausfall informiert. Er liegt »nd« vor. In anderen Bereichen der Wohnanlage kam es bereits wesentlich früher zu Ausfällen, wie andere Mieter berichten. Zum Teil habe es bereits seit Anfang Januar kein Warmwasser mehr gegeben, auch die Heizung funktionierte dort wochenlang nicht.
Die Mieter fragten sich verständlicherweise, »ob es ein Zufall ist, dass ausgerechnet in der kältesten Zeit des Jahres insbesondere ältere und kranke Menschen sowie Kinder diesem unzumutbaren Zustand ausgesetzt wurden«, schreibt die Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) in einem Brief an die Deutsche Wohnen.
Die Deutsche Wohnen gibt an, eine mobile Heizanlage bestellt zu haben, um wieder die volle Wärmeleistung zur Verfügung stellen zu können. Dieses könne wegen notwendiger amtlicher Genehmigungen »leider erst kommende Woche eingesetzt werden« – voraussichtlich in der ersten Wochenhälfte. »Nicht zuletzt erhalten alle Mieter eine Mietminderung für die Zeit des Ausfalls, die sie nicht erst bei uns anmelden müssen – wir gehen da aktiv auf die Mieter zu«, verspricht Rosteck.
Den Vorwurf, die Instandhaltung zu vernachlässigen, will die Deutsche Wohnen nicht auf sich sitzen lassen. Allein 2018 habe der Konzern zehn Millionen Euro in Erneuerung und Instandsetzung von Heizungen investiert. Das entspricht rund einem Euro pro Jahr und Quadratmeter Mietwohnungsfläche, zumindest kein exorbitanter Wert.
Bezeichnend ist ein Feuerwehreinsatz in der Wohnanlage am 28. Dezember 2018 wegen eines Heizungsrohrbruchs. »Die Feuerwehrleute sagten mir, dass die Rohre so marode sind, dass wir uns spätestens in einem halben Jahr wieder sehen werden«, so eine Mieterin.