Die Dresdner Bahn kommt wieder
Wiederaufbau der Fernbahnstrecke soll in sechs Jahren abgeschlossen sein
Schnelle Verbindungen von Berlin nach Dresden, Prag und zum Flughafen BER soll der Wiederaufbau der Dresdner Bahn bringen. Ob Ende 2025 die Züge wirklich rollen werden, ist allerdings ungewiss.
Ende 2025, so das Versprechen, sollen wieder Fern- und Regionalzüge zwischen Berlin-Südkreuz und Blankenfelde auf der Strecke der Dresdner Bahn fahren. Am Dienstag feierte die Deutsche Bahn in Berlin-Lichtenrade den symbolischen Baustart für das 700-Millionen-Euro-Projekt. Unter anderem der DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla war zugegen, als dort, am Bahnübergang Wolziger Zeile, der letzte Teil einer Schalschutzwand eingehoben wurde. »Auf diesen Tag haben wir lange gewartet. Endlich können wir mit dem Wiederaufbau der Dresdner Bahn beginnen«, sagte er.
Gebaut wird eigentlich schon seit 2017. Seitdem wird auf Berliner Gebiet Platz für die zweigleisige Strecke gemacht, die parallel zur S2 führt. Auch der erste Bahnübergang an der Säntisstraße wurde im März 2018 geschlossen. Alle Straßenkreuzungen werden durch Unter- oder Überführungen ersetzt und ein Großteil der Strecke mit bis zu acht Meter hohen Schallschutzwänden eingehaust.
Bis zu 160 Kilometer pro Stunde sollen Fern- und Regionalbahnen dort fahren. Züge nach Dresden sollen so nach DB-Planungen zehn Minuten schneller werden und zum künftigen Flughafen BER sollen dann Züge im Viertelstundentakt verkehren – fünf Jahre nach der geplanten Eröffnung im Herbst 2020. Bis es soweit ist, soll der Flughafenexpress provisorisch und nur zweimal pro Stunde über die weiter östlich führende Görlitzer Bahn geleitet werden.
Dass die direkte Strecke nach derzeitigem Stand noch viel später als der BER fertig werden soll, ist ausnahmsweise nicht Schuld der Deutschen Bahn. Es waren die Lichtenrader Anwohner, die vehement einen kilometerlangen Tunnelabschnitt forderten und im damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen Unterstützer fanden. Jahrelang bearbeitete das Land Berlin das 1998 eingeleitete Planfeststellungsverfahren einfach nicht. Für die Bürgerinitiative Lichtenrade – Dresdner Bahn ist der symbolische Baustart ein »trauriges Ereignis«, wie sie auf ihrer Homepage schreibt.
»Es ist ein Trauerspiel, dass es so lange gedauert hat«, sagt hingegen Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB. »Wir können nur hoffen, dass es bei den anstehenden Großprojekten gelingt, Bürgerbeteiligung und Tempo besser in Einklang zu bringen«, so Wieseke weiter.
Tatsächlich steht auch für den Brandenburger Abschnitt der Dresdner Bahn, wo die Züge sogar 200 Kilometer pro Stunde fahren sollen, der Planfeststellungsbeschluss aus. Eigentlich hätte er Ende letzten Jahres vorliegen sollen, dann hieß es, er komme im Frühjahr diesen Jahres. »Es wird wohl erst im August soweit sein«, erklärt Michael Wedel, Vorsitzender des Deutschen Bahnkundenverbandes Nordost. Der Knackpunkt ist die Unterführung der Karl-MarxStraße am Bahnhof Blankenfelde. Die derzeit nördlich vor der Straße endende S-Bahn soll wie die Regionalzüge schon jetzt einen neuen Bahnsteig südlich der Straße erhalten. Letztlich geht es um die Frage, wer für die Mehrkosten einer breiteren Unterführung aufkommen wird.
Sollte es dann noch zu Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss kommen, wird es eng für die geplante Fertigstellung der Dresdner Bahn Ende 2025. »Im Brandenburger Abschnitt geht es auch um mehrere Straßenquerungen, die nicht einfach zu bauen sein werden«, sagt Wedel.
Absehbar stehen auch weitere Bauarbeiten an. Das Land Berlin wünscht sich einen zusätzlichen Regionalbahnhof an der Buckower Chaussee, die S-Bahn soll einen neuen Halt am Kamenzer Damm bekommen.
Auf Brandenburger Territorium steht noch viel mehr an. Zwischen Zossen und Wünsdorf muss die über eine Moorlinse führende Bestandsstrecke saniert werden, was letztlich einem Neubau gleicht. Die Fertigstellung dürfte sich bis ins Jahr 2028 ziehen, bis dahin werden Züge dort weiter bis auf 50 Kilometer pro Stunde abbremsen müssen. »Es darf keinesfalls wieder eine anderthalb Jahre dauernde Sperrung wie 2016-2017 zwischen Wünsdorf und Elsterwerda die Folge sein«, fordert Wedel.
Und dann steht noch eine mögliche Verlängerung der S2 über Blankenfelde bis nach Rangsdorf an. Die Untersuchungen laufen noch, aber der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte sich im Juni 2018 bereits weit aus dem Fenster gelehnt und dem an der Strecke liegenden Werk des Flugzeugturbinenherstellers Rolls Royce einen S-Bahn-Halt versprochen.