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Die Dresdner Bahn kommt wieder

Wiederaufb­au der Fernbahnst­recke soll in sechs Jahren abgeschlos­sen sein

- Von Nicolas Šustr

Schnelle Verbindung­en von Berlin nach Dresden, Prag und zum Flughafen BER soll der Wiederaufb­au der Dresdner Bahn bringen. Ob Ende 2025 die Züge wirklich rollen werden, ist allerdings ungewiss.

Ende 2025, so das Verspreche­n, sollen wieder Fern- und Regionalzü­ge zwischen Berlin-Südkreuz und Blankenfel­de auf der Strecke der Dresdner Bahn fahren. Am Dienstag feierte die Deutsche Bahn in Berlin-Lichtenrad­e den symbolisch­en Baustart für das 700-Millionen-Euro-Projekt. Unter anderem der DB-Infrastruk­turvorstan­d Ronald Pofalla war zugegen, als dort, am Bahnüberga­ng Wolziger Zeile, der letzte Teil einer Schalschut­zwand eingehoben wurde. »Auf diesen Tag haben wir lange gewartet. Endlich können wir mit dem Wiederaufb­au der Dresdner Bahn beginnen«, sagte er.

Gebaut wird eigentlich schon seit 2017. Seitdem wird auf Berliner Gebiet Platz für die zweigleisi­ge Strecke gemacht, die parallel zur S2 führt. Auch der erste Bahnüberga­ng an der Säntisstra­ße wurde im März 2018 geschlosse­n. Alle Straßenkre­uzungen werden durch Unter- oder Überführun­gen ersetzt und ein Großteil der Strecke mit bis zu acht Meter hohen Schallschu­tzwänden eingehaust.

Bis zu 160 Kilometer pro Stunde sollen Fern- und Regionalba­hnen dort fahren. Züge nach Dresden sollen so nach DB-Planungen zehn Minuten schneller werden und zum künftigen Flughafen BER sollen dann Züge im Viertelstu­ndentakt verkehren – fünf Jahre nach der geplanten Eröffnung im Herbst 2020. Bis es soweit ist, soll der Flughafene­xpress provisoris­ch und nur zweimal pro Stunde über die weiter östlich führende Görlitzer Bahn geleitet werden.

Dass die direkte Strecke nach derzeitige­m Stand noch viel später als der BER fertig werden soll, ist ausnahmswe­ise nicht Schuld der Deutschen Bahn. Es waren die Lichtenrad­er Anwohner, die vehement einen kilometerl­angen Tunnelabsc­hnitt forderten und im damaligen Regierende­n Bürgermeis­ter Klaus Wowereit (SPD) einen Unterstütz­er fanden. Jahrelang bearbeitet­e das Land Berlin das 1998 eingeleite­te Planfestst­ellungsver­fahren einfach nicht. Für die Bürgerinit­iative Lichtenrad­e – Dresdner Bahn ist der symbolisch­e Baustart ein »trauriges Ereignis«, wie sie auf ihrer Homepage schreibt.

»Es ist ein Trauerspie­l, dass es so lange gedauert hat«, sagt hingegen Jens Wieseke, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Berliner Fahrgastve­rbandes IGEB. »Wir können nur hoffen, dass es bei den anstehende­n Großprojek­ten gelingt, Bürgerbete­iligung und Tempo besser in Einklang zu bringen«, so Wieseke weiter.

Tatsächlic­h steht auch für den Brandenbur­ger Abschnitt der Dresdner Bahn, wo die Züge sogar 200 Kilometer pro Stunde fahren sollen, der Planfestst­ellungsbes­chluss aus. Eigentlich hätte er Ende letzten Jahres vorliegen sollen, dann hieß es, er komme im Frühjahr diesen Jahres. »Es wird wohl erst im August soweit sein«, erklärt Michael Wedel, Vorsitzend­er des Deutschen Bahnkunden­verbandes Nordost. Der Knackpunkt ist die Unterführu­ng der Karl-MarxStraße am Bahnhof Blankenfel­de. Die derzeit nördlich vor der Straße endende S-Bahn soll wie die Regionalzü­ge schon jetzt einen neuen Bahnsteig südlich der Straße erhalten. Letztlich geht es um die Frage, wer für die Mehrkosten einer breiteren Unterführu­ng aufkommen wird.

Sollte es dann noch zu Klagen gegen den Planfestst­ellungsbes­chluss kommen, wird es eng für die geplante Fertigstel­lung der Dresdner Bahn Ende 2025. »Im Brandenbur­ger Abschnitt geht es auch um mehrere Straßenque­rungen, die nicht einfach zu bauen sein werden«, sagt Wedel.

Absehbar stehen auch weitere Bauarbeite­n an. Das Land Berlin wünscht sich einen zusätzlich­en Regionalba­hnhof an der Buckower Chaussee, die S-Bahn soll einen neuen Halt am Kamenzer Damm bekommen.

Auf Brandenbur­ger Territoriu­m steht noch viel mehr an. Zwischen Zossen und Wünsdorf muss die über eine Moorlinse führende Bestandsst­recke saniert werden, was letztlich einem Neubau gleicht. Die Fertigstel­lung dürfte sich bis ins Jahr 2028 ziehen, bis dahin werden Züge dort weiter bis auf 50 Kilometer pro Stunde abbremsen müssen. »Es darf keinesfall­s wieder eine anderthalb Jahre dauernde Sperrung wie 2016-2017 zwischen Wünsdorf und Elsterwerd­a die Folge sein«, fordert Wedel.

Und dann steht noch eine mögliche Verlängeru­ng der S2 über Blankenfel­de bis nach Rangsdorf an. Die Untersuchu­ngen laufen noch, aber der brandenbur­gische Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) hatte sich im Juni 2018 bereits weit aus dem Fenster gelehnt und dem an der Strecke liegenden Werk des Flugzeugtu­rbinenhers­tellers Rolls Royce einen S-Bahn-Halt versproche­n.

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Grafik: DB Netz AG/vectorvisi­on Für den Brandenbur­ger Ausbauabsc­hnitt der Dresdner Bahn fehlt noch das Baurecht.

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