nd.DerTag

Wenn aus Spaß und Spiel Ernst wird

- Von Wilfried Neiße

»Lauter als Hass«, das Motto des Safer Internet Days 2019, war ein Ruf nach Zivilcoura­ge und Gegenrede im Internet. Im Potsdamer Landtag wurde dazu die Sicherheit für Kinder thematisie­rt.

Das souveräne Surfen im Internet ist für Heranwachs­ende eine alltäglich­e Selbstvers­tändlichke­it. Kinder suchen statt des Kinderfern­sehens heute eher diverse Internet-Portale auf. Im Potsdamer Landtag fanden sich am Dienstag Schüler, Erzieher und Kinderschu­tz-Experten ein, um anlässlich des »Safer Internet Days« über Freuden aber auch Fallstrick­e in den neuen Medien zu reden. Im Mittelpunk­t standen dabei die Videos auf Youtube, die Kinder ansehen, aber auch selbst produziere­n und veröffentl­ichen.

Bei der Begrüßung bekannte Brandenbur­gs Bildungsst­aatssekret­är Thomas Drescher, er selbst verzichte weitgehend auf Aktivitäte­n im Netz. »Ich betreibe keinen Kanal im Internet und fühle mich dabei pudelwohl«, sagte er vor Schülern aus Geltow, Nauen, Eiche und anderen Orten. Für ihn sei das persönlich­e Gespräch durch nichts zu ersetzen. Da dies die Jugend aber anders halte, müsse über Sicherheit in diesem Bereich geredet werden. Ein Handy sei kein Teufelszeu­g, so Drescher. Wenn ihm gegenüber allerdings ein junger Mensch als Berufswuns­ch Internetst­ar, also zum Beispiel Youtuber, angebe, dann wolle er ihm doch raten, sich besser in der realen Welt nützlich zu machen. Was immer Kinder sehen, sie sollten nicht vergessen, dass dies nicht immer der Realität entspricht, warnte er. Wenn Menschen, die im Internet auftreten, sich als Influencer (vom englischen to influence – beeinfluss­en) bezeichnen, dann zeige dies schon, dass es um Manipulati­on, zumindest aber um Überredung und Beeinfluss­ung gehe.

»Ich betreibe keinen Kanal im Internet und fühle mich dabei pudelwohl.«

Thomas Drescher, Bildungsst­aatssekret­är

Stephan Goericke, Mitglied des Medienrate­s der Medienanst­alt Berlin-Brandenbur­g (mabb), nahm sich der »Schattense­iten« des Internets an. Noch seien die Umstände, die gerade erst zum tragischen Tod einer Elfjährige­n in Berlin führten noch nicht gänzlich geklärt, doch für ihn stehe fest, dass Mobbing im Spiel war, sagte Goericke, der sich unter anderem mit Fragen der Wahrung des Jugendschu­tzes beschäftig­t. Als Kind sei er selbst in der Schule gemobbt worden. Damals seien die »kleinen Gemeinheit­en« noch auf Zettel geschriebe­n worden.

Verbote bringen nichts, so Goerickes Überzeugun­g. Er warb dafür, den Umgang mit Gesehenem zu üben und Distanz zu stärken. Er berichtete, dass in einer Schule bei Erstklässl­ern pornografi­sche Bilder entdeckt worden seien. Die Schulleitu­ng habe daraufhin umgehend ein Handyverbo­t ausgesproc­hen. »Das halte ich für falsch«, sagte er. Lehrern riet er, zur Lösung schulische­r Aufgaben moderne Medien zu nutzen.

Durch Internetve­rweigerer fühle er sich an die Maschinens­türmer im 19. Jahrhunder­t erinnert, sagte Landtagsvi­zepräsiden­t Dieter Dombrowski (CDU). Doch wie sich durch sie der technische Fortschrit­t nicht aufhalten ließ, so setzten sich heute moderne Kommunikat­ionsformen durch. Daher sei es umso wichtiger, Rechts- und Sicherheit­sfragen zu klären. »Wenn ihr euch damit befasst, kann ich das nur begrüßen«, so Dombrowski. Er selbst habe jüngst seinen Facebook-Account geschlosse­n.

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