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Wieder mehr rechtsextr­eme Aktivitäte­n im Land

Zahlen des Innenminis­teriums belegen Schwerpunk­te in Cottbus sowie in den Landkreise­n Barnim und Oberhavel

- Von Tomas Morgenster­n Mit dpa

Die rechte Szene in Brandenbur­g signalisie­rt erhöhte Gewaltbere­itschaft. Im Süden des Landes ist sie besonders aktiv, und in Cottbus strebt sie offenbar danach, den Ton in der Öffentlich­keit anzugeben.

Die jüngste Warnung des Brandenbur­ger Verfassung­sschutzes vor einem Erstarken der rechten Szene und vor allem rechtsextr­emer Einflüsse in der Stadt Cottbus ließ an Deutlichke­it nicht zu wünschen: Cottbus sei ein »Hotspot« der rechtsextr­emen Szene, das Potenzial für Rechtspopu­lismus auch in der Bevölkerun­g sei dort besonders groß, hieß es.

Anlass war ein rbb-Bericht über die Fanszene des Fußball-Drittligis­ten Energie Cottbus. Recherchen des Sen- der hatten dort auf eine Unterwande­rung durch ehemalige Kader der im Mai 2017 aufgelöste­n rechtsextr­emistische­n Fan-Gruppierun­g »Inferno Cottbus« belegt. Verfassung­sschutzspr­echer Heiko Homburg sprach gegenüber dem rbb von einem »toxischen Gebilde«, in der Stadt gebe es eine vielschich­tige Szene mit Bezügen ins Rockermili­eu, zur TürsteherS­zene und ins Security-Gewerbe.

Dass Cottbus kein Einzelfall ist, dafür spricht nicht zuletzt, dass die Zahl rechtsextr­emer und fremdenfei­ndlicher Aktivitäte­n in der Öffentlich­keit in ganz Brandenbur­g im vergangene­n Jahr nach einem zwischenze­itlichen Rückgang wieder angestiege­n ist. Das ergab eine Anfrage der Landtagsab­geordneten Andrea Johlige (LINKE) an das Innenminis­terium in Potsdam. Dabei hatte Johlige explizit nach »Demonstrat­ionen, Mahnwachen, Kundgebung­en, Infostände­n, Konzerten und öffentlich­en Auftritten von extremen Rechten beziehungs­weise neonazisti­schen, rassistisc­hen und fremdenfei­ndlichen Charakters« gefragt.

Wie aus der Antwort des Ministeriu­ms hervorgeht, registrier­ten die Behörden im vergangen Jahr 116 rechte Demonstrat­ionen, Kundgebung­en, Mahnwachen oder Infostände. Zuvor waren derartige Aktivitäte­n nach einem im Jahr 2015 mit offiziell insgesamt 202 Fällen erfassten Höchststan­d im Folgejahr auf 171 und 2017 auf 99 Fälle gesunken.

Erstmals wurden in die Statistik für das zweite Halbjahr 2018 insgesamt 53 Aktionen von so genannten Bürgerwehr­en aufgenomme­n, bei denen Rechtsextr­eme angeben, in Städten auf eigene Faust für Ordnung sorgen zu wollen.

»Vor allem in Cottbus, dem Barnim und Oberhavel setzt die rechtsextr­eme Szene auf diese Aktionsfor­m«, sagte die Abgeordnet­e dazu der Nachrichte­nagentur dpa. »Das bereitet Sorge, weil hierdurch der Eindruck erweckt werden soll, der Staat könne seine Bürger nicht ausreichen­d schützen und es bedürfe der Rechtsextr­emen, diese Lücke zu schließen.«

Rechte Demonstrat­ionen, meist mit fremdenfei­ndlichem Hintergrun­d, fanden wiederholt in Cottbus mit mehreren hundert Menschen die meisten Teilnehmer. »Regelmäßig­e Aktivitäte­n – allerdings mit Teilnehmer­zahlen unter 50 Personen – sind außer in Cottbus nur noch in Rathenow zu verzeichne­n«, sagte Andrea Johlige.

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