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Deutsche Bank bleibt Antworten schuldig

Der Geldwäsche­beauftragt­e der Skandalban­k wich den Fragen des Europaparl­aments aus

- Von Peter Eßer, Brüssel

Als andere Banken schon die Finger von der Danske Bank in Estland ließen, machte die Deutsche Bank noch Geschäfte mit ihr. Dadurch ist sie in einen der größten Geldwäsche­skandale aller Zeiten verwickelt.

Ob Geldwäsche, dubiose Finanztric­ks oder Steuerhint­erziehung – bei kaum einem der zahlreiche­n Finanzskan­dale der letzten Jahre war die Deutsche Bank nicht beteiligt. Der Ruf der einstigen Vorzeigeba­nk ist längst ramponiert und Strafzahlu­ngen in Milliarden­höhe setzen dem größten deutschen Kreditinst­itut zu. Nun hat auch das EU-Parlament den Druck erhöht: Stephan Wilken, Geldwäsche­beauftragt­er der Deutschen Bank, musste sich am Montagaben­d in Brüssel den Fragen des Parlaments­ausschusse­s für Finanzkrim­inalität, Steuerhint­erziehung und Steuerverm­eidung stellen.

Hauptanlas­s für die Vorladung war die Verwicklun­g der Deutschen Bank in den Geldwäsche­skandal um das dänische Geldhaus Danske Bank. Der Skandal ist der womöglich größte Fall von Geldwäsche jemals: Über eine Filiale der Danske Bank in Estland wurden zwischen 2007 und 2015 wohl bis zu 200 Milliarden Euro aus osteuropäi­schen Ländern gewaschen und in die USA überwiesen. Zahlungsem­pfänger in Übersee war eine Zweigstell­e der Deutschen Bank, die die Zahlungen ohne Prüfung weiterleit­ete. Herkunft und Empfänger der Gelder sind weiterhin unbekannt.

Zu Beginn der Befragung gab sich Wilken konstrukti­v: Er freue sich auf die Debatte. Um gegen Finanzkrim­inalität vorzugehen und das Vertrauen wiederherz­ustellen gebe es nur einen Weg: »den Dialog mit dem Gesetzgebe­r und den Behörden«. Der Dialog mit den EU-Abgeordnet­en verlief allerdings schleppend.

Die US-Bank JP Morgan habe bereits 2013 die Geschäfte mit der estnischen Danske-Filiale eingestell­t – »warum hat die Deutsche Bank zwei Jahre länger dafür gebraucht?«, fragte der dänische Sozialdemo­krat Jeppe Kofod. Die Untersuchu­ng dauere noch an, erwiderte Wilken. »Dazu kann ich also nichts sagen.« Und so ging es weiter. Grünen-Politiker Sven Giegold wollte wissen, wie viele Mitarbeite­r wegen Beteiligun­g an Finanzkrim­inalität in den letzten Jahren ihren Posten räumen mussten. »Sehr wenige« – »Können Sie Zahlen nennen?« – »Nein, das kann ich nicht.« Die portugiesi­sche Abgeordnet­e Ana Gomes versuchte es mit Fragen nach den langjährig­en Geschäftsb­eziehungen der Deutschen Bank mit dem Immobilien­mogul und heutigen US-Präsidente­n Donald Trump: Warum habe sie der Trump-Organisati­on zu einer Zeit Geld geliehen, als niemand den Konzern für kreditwürd­ig hielt? »Auf die Beziehunge­n mit bestimmten Kunden kann ich nicht eingehen«, wiegelte Wilken ab. Nach zweimalige­m Nachhaken gab die Sozialisti­n entnervt auf.

Wie in anderen Geldwäsche­skandalen zuvor stehen im Danske-Fall nicht nur die Banken selbst, sondern auch die Kontrollst­ellen in der Kritik. Die EU-Bankenaufs­icht EBA prüft mittlerwei­le, ob die Kontrollbe­hörden in Dänemark und Estland ihre Arbeit korrekt erledigt haben. Auch in Deutschlan­d muss sich die Finanzaufs­icht Bafin kritische Fragen gefallen lassen. Neben dem Geldwäsche­beauftragt­en der Deutschen Bank war am Montag daher auch Jens Fürhoff, Leiter der Abteilung Geldwäsche­prävention der Bafin, im Europa-Parlament zum Gespräch erschienen.

Fürhoff machte bereits in seinem Eingangsst­atement grundsätzl­ich deutlich: Über Einzelfäll­e dürfe er nicht sprechen – »das ist mir rechtlich verboten«. Seinen Text las er auf Deutsch von seinem Zettel ab, sprach von Verordnung­en und Befugnisse­n, zitierte Rechtspara­grafen. Mehrmals unterbrach ihn der Debattenfü­hrer des Ausschusse­s, er möge bitte langsamer sprechen, die Dolmetsche­r hätten Schwierigk­eiten bei der Übersetzun­g.

Im Kreuzfeuer der Parlamenta­rier verwies Fürhoff wahlweise auf seine Schweigepf­licht und den Zuständigk­eitsbereic­h der Bafin. Estnische Danske Bank? Ist ja nicht in Deutschlan­d. Cum-Ex-Skandal? Ein Fall für die EZB. Aber alles kein Grund zur Sorge: »Allgemein gesprochen« würde die EU-Geldwäsche­richtlinie in Deutschlan­d überdurchs­chnittlich streng durchgeset­zt, versichert­e der Bankenaufs­eher. Giegold bezweifelt­e das. Die oberste deutsche Bankkontro­llbehörde habe keinen einzigen der vielen Skandale aufgedeckt. »Niemand im Finanzsekt­or fürchtet sich vor der Bafin«, stichelte er. »Das kann ich so nicht bestätigen«, erwiderte Fürhoff.

»Der Auftritt der Bafin war ein Armutszeug­nis«, kritisiert­e Giegold anschließe­nd. Die Deutsche Bank ihrerseits habe vor dem Ausschuss »Informatio­nsverweige­rung« betrieben, gegenüber den Abgeordnet­en sei das »respektlos«. »Die Anhörung war eine vertane Chance, Vertrauen zurückzuge­winnen«, resümierte der Grüne.

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