Investitionen in Bäume?
Holz als Geldanlage (Teil 1)
Fondsgesellschaften und Banken versprechen ihren Kunden überdurchschnittlichen Renditen. Die Werbebotschaften sind aber bestenfalls Versprechen und keine Garantien. Eine Geldanlage in Holz birgt oft ein unternehmerisches Risiko.
Dem deutschen Wald geht es schlecht. Dürre, Stürme und Borkenkäfer haben den Bäumen zugesetzt. 300 Millionen Jungpflanzen sollen vertrocknet sein. 300 000 Hektar wurden durch Borkenkäfer, weitere 300 000 Hektar durch die Dürre im Sommer beschädigt. Insgesamt entspricht diese Fläche 600 000 Fußballfeldern.
Den Schaden im vergangenen Jahr beziffert der Bund Deutscher Forstleute auf zwei Milliarden Euro. Ähnliche Schreckensmeldungen kommen aus vielen Ländern und Kontinenten.
38 Euro für ein Stück Wald
Dennoch ist Holz ist als Geldanlage im Kommen. Ein Stückchen Wald gibt es schon für 38 Euro im Monat. Und ein gutes Gewissen gibt es noch oben drauf. Denn ein Hektar tropischen Regenwaldes gleicht angeblich den durchschnittlichen Ausstoß einer bundesdeutschen Familie an Treibhausgasen aus.
Anleger dürften allerdings auf dem Holzweg enden, wenn sie auf eine hohe Rendite hoffen. Superrenditen bis zu 10 Prozent und mehr versprechen einige dubiose Fondsgesellschaften in ihrer Reklame im Internet und in Zeitungen.
Holz kann freilich aus mehreren Gründen attraktiv sein. So sollen Bäume als Geldanlage vor Finanzkrisen und Inflati- onsängsten schützen. Als Sachwerte gelten sie grundsätzlich als beständig und trotzen so den Unwägbarkeiten des globalen Finanzsystems. Im Rückblick schnitten Holzinvestments zeitweise bei der Rendite besser ab als Aktien, Industrierohstoffe oder Anleihen.
Wie für Profiinvestoren steht auch für Amateuranleger die ganze Produktpalette bereit, die Finanzmärkte überhaupt bieten können: von der Direktinvestition in ganze Waldgebiete über Anteile an Investmentfonds bis hin zu Zertifikaten (ETF), die etwa einen Index für Bauholz nachbilden. Mit solchen Zertifikaten können Sie mittelbar auf Holzgewinne wetten. Fragen Sie ihre Bank oder Sparkasse.
Auch zukünftig könnte eine überdurchschnittliche Rendite wachsen. Das weltweite Bevölkerungswachstum treibt die Nachfrage ebenso an wie das rasante Wirtschaftswachstum in Asien oder der zunehmende Luxuskonsum in Europa. Tropische Hölzer wie Mahagoni, Palisander oder Teakholz werden in immer mehr Villen und Luxusyachten verbaut.
Nachhaltiger Wald kommt aus Deutschland
Auch hierzulande steigt die Nachfrage. Ein Grund ist das Comeback des Waldes als Energieträger. So haben wachsendes Umweltbewusstsein, die politische Energiewende und neue Techniken wie Holzpelletheizungen den Brennholzverbrauch in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Auch Sägewerke und Zellstoffindustrie dürften weiter wachsen. Schließlich nimmt der Verbrauch an Papier und Verpackungen aus Pappe infolge des Erfolges des Onlinehandels rasant zu.
Ein Drittel der weltweiten Landoberfläche ist mit Wäldern bedeckt – das entspricht einer Fläche von 4 Milliarden Hektar. Die Hälfte davon entfällt auf fünf Staaten: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China. »Die weltweiten Waldverluste schreiten seit Jahrzehnten voran«, beklagt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Allerdings habe sich das Tempo leicht verringert.
Doch die »hölzerne« Musik spielt im Ausland
Trotz Hiobsbotschaften ist der Waldbestand in Deutschland an sich stabil. Ein Drittel der Fläche ist hierzulande mit Bäumen bewachsen. Für Investoren haben diese seit 300 Jahren nachhaltig bewirtschafte- ten Wälder jedoch zwei Nachteile. Zum einen gehört die Hälfte dem Bund und den 16 Bundesländern, die mittlerweile auch sichere Renditen zu schätzen wissen und ihr Tafelsilber nicht (mehr) leichtfertig verscherbeln. Zum anderen sind die meisten Flächen zu klein, um finanzkräftige Investoren anzuziehen.
Rund zwei Millionen Eigentümer teilen sich den Waldbesitz. Daher sind neue Geldanlagen in deutsche Fichten und Eichen in der Praxis fast nur über sogenannte Direktanlagen möglich: Der Investor erwirbt »direkt« ein Stück Wald.
Die »hölzerne« Musik spielt also nicht in deutschen Landen, sondern im Ausland. Die Stiftung Warentest hat solche Waldinvestments getestet. Im Test waren alle Angebote mangelhaft. Davon sollten Sie sich allerdings nicht abschrecken lassen.
Warum das so ist, lesen Sie kommende Woche in der nächsten Ausgabe unseres nd-Ratgebers.