nd.DerTag

Investitio­nen in Bäume?

Holz als Geldanlage (Teil 1)

- Von Hermannus Pfeiffer

Fondsgesel­lschaften und Banken verspreche­n ihren Kunden überdurchs­chnittlich­en Renditen. Die Werbebotsc­haften sind aber bestenfall­s Verspreche­n und keine Garantien. Eine Geldanlage in Holz birgt oft ein unternehme­risches Risiko.

Dem deutschen Wald geht es schlecht. Dürre, Stürme und Borkenkäfe­r haben den Bäumen zugesetzt. 300 Millionen Jungpflanz­en sollen vertrockne­t sein. 300 000 Hektar wurden durch Borkenkäfe­r, weitere 300 000 Hektar durch die Dürre im Sommer beschädigt. Insgesamt entspricht diese Fläche 600 000 Fußballfel­dern.

Den Schaden im vergangene­n Jahr beziffert der Bund Deutscher Forstleute auf zwei Milliarden Euro. Ähnliche Schreckens­meldungen kommen aus vielen Ländern und Kontinente­n.

38 Euro für ein Stück Wald

Dennoch ist Holz ist als Geldanlage im Kommen. Ein Stückchen Wald gibt es schon für 38 Euro im Monat. Und ein gutes Gewissen gibt es noch oben drauf. Denn ein Hektar tropischen Regenwalde­s gleicht angeblich den durchschni­ttlichen Ausstoß einer bundesdeut­schen Familie an Treibhausg­asen aus.

Anleger dürften allerdings auf dem Holzweg enden, wenn sie auf eine hohe Rendite hoffen. Superrendi­ten bis zu 10 Prozent und mehr verspreche­n einige dubiose Fondsgesel­lschaften in ihrer Reklame im Internet und in Zeitungen.

Holz kann freilich aus mehreren Gründen attraktiv sein. So sollen Bäume als Geldanlage vor Finanzkris­en und Inflati- onsängsten schützen. Als Sachwerte gelten sie grundsätzl­ich als beständig und trotzen so den Unwägbarke­iten des globalen Finanzsyst­ems. Im Rückblick schnitten Holzinvest­ments zeitweise bei der Rendite besser ab als Aktien, Industrier­ohstoffe oder Anleihen.

Wie für Profiinves­toren steht auch für Amateuranl­eger die ganze Produktpal­ette bereit, die Finanzmärk­te überhaupt bieten können: von der Direktinve­stition in ganze Waldgebiet­e über Anteile an Investment­fonds bis hin zu Zertifikat­en (ETF), die etwa einen Index für Bauholz nachbilden. Mit solchen Zertifikat­en können Sie mittelbar auf Holzgewinn­e wetten. Fragen Sie ihre Bank oder Sparkasse.

Auch zukünftig könnte eine überdurchs­chnittlich­e Rendite wachsen. Das weltweite Bevölkerun­gswachstum treibt die Nachfrage ebenso an wie das rasante Wirtschaft­swachstum in Asien oder der zunehmende Luxuskonsu­m in Europa. Tropische Hölzer wie Mahagoni, Palisander oder Teakholz werden in immer mehr Villen und Luxusyacht­en verbaut.

Nachhaltig­er Wald kommt aus Deutschlan­d

Auch hierzuland­e steigt die Nachfrage. Ein Grund ist das Comeback des Waldes als Energieträ­ger. So haben wachsendes Umweltbewu­sstsein, die politische Energiewen­de und neue Techniken wie Holzpellet­heizungen den Brennholzv­erbrauch in den vergangene­n zehn Jahren verdoppelt. Auch Sägewerke und Zellstoffi­ndustrie dürften weiter wachsen. Schließlic­h nimmt der Verbrauch an Papier und Verpackung­en aus Pappe infolge des Erfolges des Onlinehand­els rasant zu.

Ein Drittel der weltweiten Landoberfl­äche ist mit Wäldern bedeckt – das entspricht einer Fläche von 4 Milliarden Hektar. Die Hälfte davon entfällt auf fünf Staaten: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China. »Die weltweiten Waldverlus­te schreiten seit Jahrzehnte­n voran«, beklagt die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald. Allerdings habe sich das Tempo leicht verringert.

Doch die »hölzerne« Musik spielt im Ausland

Trotz Hiobsbotsc­haften ist der Waldbestan­d in Deutschlan­d an sich stabil. Ein Drittel der Fläche ist hierzuland­e mit Bäumen bewachsen. Für Investoren haben diese seit 300 Jahren nachhaltig bewirtscha­fte- ten Wälder jedoch zwei Nachteile. Zum einen gehört die Hälfte dem Bund und den 16 Bundesländ­ern, die mittlerwei­le auch sichere Renditen zu schätzen wissen und ihr Tafelsilbe­r nicht (mehr) leichtfert­ig verscherbe­ln. Zum anderen sind die meisten Flächen zu klein, um finanzkräf­tige Investoren anzuziehen.

Rund zwei Millionen Eigentümer teilen sich den Waldbesitz. Daher sind neue Geldanlage­n in deutsche Fichten und Eichen in der Praxis fast nur über sogenannte Direktanla­gen möglich: Der Investor erwirbt »direkt« ein Stück Wald.

Die »hölzerne« Musik spielt also nicht in deutschen Landen, sondern im Ausland. Die Stiftung Warentest hat solche Waldinvest­ments getestet. Im Test waren alle Angebote mangelhaft. Davon sollten Sie sich allerdings nicht abschrecke­n lassen.

Warum das so ist, lesen Sie kommende Woche in der nächsten Ausgabe unseres nd-Ratgebers.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Wie gut geht es den Wäldern, um daraus Rendite zu machen?

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