nd.DerTag

Polizei scannt Autos weiter anlassbezo­gen

-

Innenminis­terium sieht keine Auswirkung­en des Karlsruher Richterspr­uchs auf Festlegung­en in Brandenbur­gs Polizeiges­etz.

Potsdam. Die Kennzeiche­nfahndung in Brandenbur­g ist nach einer ersten Einschätzu­ng des Innenminis­teriums von den jüngsten Beschlüsse­n des Bundesverf­assungsger­ichts nicht betroffen. Die Entscheidu­ngen hätten zunächst keine Auswirkung­en auf Brandenbur­gs Polizeiges­etz, sagte ein Ministeriu­mssprecher in Potsdam. Man werde die Beschlüsse eingehend prüfen.

Das Bundesverf­assungsger­icht hatte die automatisi­erte Erfassung von Autokennze­ichen und ihren Abgleich mit Suchdateie­n zur Gefahrenab­wehr in Bayern, Baden-Württember­g und Hessen zum Teil für verfassung­swidrig erklärt. Dabei werden Scannern an der Fahrbahn die Nummernsch­ilder aller vorbeifahr­enden Autos kurz mit Ort, Datum, Uhrzeit und Fahrtricht­ung erfasst. Die Regelungen verstießen gegen das Recht auf informatio­nelle Selbstbest­immung, heißt es in den am Dienstag veröffentl­ichten Beschlüsse­n.

In Brandenbur­g werden KfzKennzei­chen nur zur Abwehr aktueller Gefahren für Leib und Leben oder zur Verhinderu­ng unmittelba­r bevorstehe­nder Straftaten erfasst, betonte das Ministeriu­m. Erzeuge der Abgleich keinen Treffer, würden die Daten sofort gelöscht. Der Ministeriu­mssprecher erinnerte daran, dass das Bundesverf­assungsger­icht Brandenbur­gs Regelung in einem Urteil von 2008 zum Polizeirec­ht in Hessen und Schleswig-Holstein lobend erwähnt habe, weil dort die Voraussetz­ungen für einen Eingriff eng begrenzt seien.

Die neuen Karlsruher Entscheidu­ngen gehen jedoch über die damaligen Vorgaben hinaus. Hatte das Gericht 2008 noch angenommen, dass nur dann Grundrecht­e berührt sind, wenn die Daten nicht sofort gelöscht werden, gehen die Richter nun davon aus, dass das immer der Fall ist, schon der Scan an sich beeinträch­tige die Freiheit.

Zur Abwehr gegenwärti­ger Gefahren für Leib und Leben gab es dem Potsdamer Innenminis­terium zufolge 2017 in Brandenbur­g 101 Treffer im Rahmen der Kennzeiche­nfahndung, zur Verhinderu­ng unmittelba­r bevorstehe­nder Straftaten waren es 18 Treffer. Zahlen für 2018 gab es noch nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany