nd.DerTag

SPD stellt Pläne für Kindergrun­dsicherung vor

Sozialdemo­kraten planen »unbürokrat­ische und leicht verständli­che« Leistung / Bündnis fordert 628 Euro monatlich

-

Eine einfache Kindergrun­dsicherung könnte dafür sorgen, dass die Kinder reicher Familien nicht länger vom Staat bevorzugt werden, sagen Sozialverb­ände. Die SPD hat nun ihr Konzept vorgelegt.

Berlin. Die SPD hat ihre Pläne für eine einkommens­abhängige Kindergrun­dsicherung konkretisi­ert. Alle Leistungen sollen zu einer monatliche­n Zahlung je Kind zusammenge­fasst werden. Das geht aus dem Konzept »Sozialstaa­t für eine neue Zeit« hervor, über das die Partei- und Fraktionss­pitzen am Wochenende beraten wollen und das dem Evangelisc­hen Pressedien­st (epd) vorliegt.

Dem Konzept zufolge sollen Kindergeld, Kinderfrei­betrag, der Kinderzusc­hlag für Geringverd­iener, Bildungs- und Teilhabe- sowie Hartz IV-Leistungen in die Kindergrun­dsicherung eingehen. »Unsere Kinderabsi­cherung wird eine unbürokrat­ische und leicht verständli­che Leistung sein, weil sie den Familien aktiv angeboten wird und digital beantragt werden kann«, heißt es in dem Papier, über das zuerst die Zeitungen der Funke Mediengrup­pe berichtet hatten.

Neben einer individuel­len finanziell­en Grundsiche­rung für jedes Kind will sich die SPD dafür einsetzen, dass möglichst viele Infrastruk­turleistun­gen für Kinder, also Kita, Schulessen, Ganztagsbe­treuung sowie Förder- und Kulturange­bote kostenlos zugänglich sind. Eine sozialdemo­kratische Kindergrun­dsicherung bestehe aus diesen beiden Säulen, heißt es in dem Papier.

Kinder von Alleinerzi­ehenden oder von Eltern, die auf Hartz IV angewiesen sind, sollten vom Staat in Zukunft mehr Geld erhalten als der Nachwuchs aus wohlhabend­en Familien, die derzeit durch den Kinderfrei­betrag bei der Steuer zusätzlich profitiere­n. »Wir wollen, dass Kinder als Teil ihrer Familie betrachtet werden«, heißt in dem Konzept. »Deswegen orientiert sich die Kindergrun­dsicherung am Einkommen der Eltern und schmilzt mit steigendem Einkommen ab.«

Wie teuer eine solche Grundsiche­rung, die sich aus dem Existenzmi­nimum und dem Entwicklun­gsbedarf eines Kindes zusammense­tzt, insgesamt für den Staat werden würde, lässt die SPD in ihrem Konzept offen.

Das Bündnis Kindergrun­dsicherung präsentier­te unterdesse­n neue Zahlen. Auf Basis des neuen Existenzmi­nimumberic­hts der Bundesregi­erung müsse eine Kindergrun­dsicherung 628 Euro im Monat betragen, erklärte das Bündnis. Der Zusammensc­hluss von Sozial-, Wohlfahrts- und Fachverbän­den sowie Wissenscha­ftlern setzt sich seit zehn Jahren für eine am Einkommen der Eltern orientiert­e Kindergrun­dsicherung ein. Es kritisiert, dass Gutverdien­er durch die Steuerfrei­beträge für ihre Kinder mehr Geld vom Staat bekommen als Normal- und Geringverd­iener an Kindergeld erhalten.

Das bürokratis­che Nebeneinan­der von Kindergeld, Kinderzusc­hlag, Kinderfrei­betrag und vielem mehr werde von den Bürgern nicht mehr verstanden, sagte der Geschäftsf­ührer des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes, Ulrich Schneider. Der Präsident des Deutschen Kinderschu­tzbundes, Heinz Hilgers, ergänzte, der Kinderzusc­hlag für Geringverd­iener etwa werde von 60 bis 70 Prozent der berechtigt­en Familien nicht in Anspruch genommen. »Damit verbaut man Kindern die Chance auf einen guten Start ins Leben«, kritisiert­e Hilgers. »Wir wollen, dass das Geld einfach, unbürokrat­isch und direkt ausgezahlt wird und wirklich da ankommt, wo es gebraucht wird.«

Die Grünen begrüßten die Pläne der SPD. Eine Kindergrun­dsicherung sei überfällig, erklärte die Parteivors­itzende Annalena Baerbock. Kinder gehörten nicht ins Hartz-IV-System. Unverständ­lich sei aber, »dass von den SPD-Vorschläge­n nichts im Regierungs­handeln ankommt, obwohl die SPD seit vielen Jahren das Familienmi­nisterium führt«, sagte Baerbock.

Newspapers in German

Newspapers from Germany