nd.DerTag

Mit zweierlei Maß

Netzwoche

- Von Jürgen Amendt

Die Freiheit des Wortes gilt oder gilt nicht. Sie ist unteilbar. Darum selbstvers­tändlich: FreeBilly.« Dies twitterte der »Welt«Reporter Heiligaben­d vergangene­n Jahres. Yücel, der selbst mehr als ein Jahr in einem türkischen Gefängnis verbringen musste, weil ihm unter anderem Propaganda für die kurdische PKK und die GülenBeweg­ung vorgeworfe­n wurde, die

Grenzen« Deniz Yücel

beide vom türkischen Staat als terroristi­sche Vereinigun­gen eingestuft werden, ergriff mit diesem Tweet Partei für einen Kollegen, den 32-jährigen Berliner Der sitzt seit einigen Monaten in der venezolani­schen Hauptstadt Caracas in einem Militärgef­ängnis. Six hielt sich laut eigenen Angaben zu Recherchez­wecken in Venezuela auf. Laut der Journalist­enorganisa­tion

(ROG) drohen Six bis zu 28 Jahre Haft. Six werde in der Haft drangsalie­rt, heißt es seitens ROG.

Die Parallelen zwischen dem Fall von Deniz Yücel und dem von Billy Six sind also offensicht­lich. Allerdings gibt es hierzuland­e für Six anders als für Yücel vor einem Jahr keine breite Solidaritä­tsbewegung. Das hat einen Grund, wie auf

schreibt: Six hat sich eindeutig politisch rechts positionie­rt. In Deutschlan­d schreibt er für das

, einer Illus-

Billy Six.

trierten des Vereins

»Reporter ohne Boris Rosenkranz uebermedie­n.de

»Deutschlan­d-Magazin«

»Die Deutschen

, den es seit 1986 gibt und der politisch zur extremen Rechten zählt. Bekannt geworden war der Verein in den 1980er Jahren unter anderem durch seine revanchist­ische Haltung zur Ostpolitik der SPD. Daneben publiziert Six laut Rosenkranz für die rechte Wochenzeit­ung

. In Venezuela soll er sich aufgehalte­n haben, um über den »Zerfall des sozialisti­schen Systems« zu schreiben, wie die unlängst berichtete.

Während ROG sich für Six einsetze, blieben die Journalist­en-Organisati­onen in Deutschlan­d still, kritisiert Rosenkranz. Es gebe bislang keine Pressemitt­eilung des

(DJV), in der sich der Verband mit Billy Six solidarisi­ert habe, so Rosenkranz. »Auf Nachfrage heißt es beim DJV, es sei unklar, ob Six ›als Journalist oder als politische­r Aktivist‹ in Venezuela gewesen sei«. Auch die Gewerkscha­ft ver.di halte sich zurück.

Stellvertr­etend für die Reaktionen aus dem linken politische­n Lager zitiert Rosenkranz die Stellungna­hme des Bundestags­abgeordnet­en

(Linksparte­i): »›Bei der Vita von Herrn Six ist es denkbar, dass die Vorwürfe gegen ihn zutreffen‹, twitterte Hunko Anfang des Jahres und, offenbar mit viel Vertrauen in die venezolani­schen Behörden: ›Lassen wir die Polizei erst mal ermitteln.‹ (…) Vor zwei Jahren hatte Hunko noch, zusammen mit rund 150 weiteren Bundestags­Abgeordnet­en, einen Brief an den türkischen Botschafte­r geschickt, in dem sich die Politiker für die Freilassun­g von Deniz Yücel aussprache­n. Dort heißt es unter anderem: ›Wie es bei jedem freien Journalist­en und kritischen Geist der Fall ist, erregt seine Arbeit teilweise Anstoß. Es ist der Anstoß des freien Denkens und der offenen politische­n Debatte.‹ Anscheinen­d gilt das nicht für einen Journalist­en wie Billy Six, der für rechte Medien arbeitet.«

Konservati­ven« Freiheit« Andrej Hunko FAZ Journalist­enverbande­s »Junge Deutschen

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Foto: photocase/Thomas K. Weitere Beiträge finden Sie unter dasND.de/netzwoche

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