Arbeitskampf mit Augenmaß
Der dritte Warnstreik der Woche traf öffentlichen Personennahverkehr der Stadt Brandenburg/Havel
Diesmal blieben Busse und Bahnen in Brandenburg/Havel in den Depots. Der Warnstreik am Donnerstagmorgen folgte ähnlichen Aktionen in Frankfurt (Oder) und Cottbus. Zeigt er Wirkung?
Der Warnstreik der Bus- und Bahnfahrer legte am Donnerstagmorgen den öffentlichen Nahverkehr in Brandenburg/Havel lahm. Mit Betriebsbeginn um 3.30 Uhr fuhren weder Busse noch Bahnen aus den Depots, teilten die Verkehrsbetriebe Brandenburg (VBBr) mit.
Etwa 60 Mitarbeiter traten nach Angaben der Gewerkschaft ver.di bis 9 Uhr in den Ausstand. Das Unternehmen hat zwischen 150 und 160 Beschäftigte. Es handelte sich bereits um den dritten Ausstand in dieser Woche im brandenburgischen Nahverkehr, am Dienstag und Mittwoch hatte es Warnstreiks in Frankfurt (Oder) und Cottbus gegeben.
Ver.di-Streikleiter Jens Gröger zeigte sich zufrieden mit der Streikbeteiligung. Der Warnstreik sei »hundertprozentig gelungen«, sagte er. »Ziel war es, den Arbeitgebern zu zeigen, dass mit uns nicht zu scherzen ist«.
Der Grund für die Streiks sind Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Kommunalen Arbeitgeberverband Brandenburg (KAV). Ver.di fordert einheitlich eine Anhebung aller Entgeltgruppen und -stufen um 1,80 Euro je Arbeitsstunde für die Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs. Das Einstiegsgehalt etwa eines Busfahrers liegt laut ver.di bei 2000 Euro brutto. Bei einer Anhebung um 1,80 Euro läge der Stundenlohn bei 13,50 Euro. Die Arbeitgeber halten die Forderungen für überzogen.
»Ich halte das für Augenmaß, dass der Warnstreik in den Schulferien passiert ist«, sagte der Chef der Verkehrsbetriebe Brandenburg/Havel, Jörg Vogler. Die Gewerkschaft gehe mit einer hohen Forderung in die Tarifverhandlung, gleichwohl wolle sie es sich nicht mit der Bevölkerung verscherzen, fügte er hinzu.
VBBr-Chef Vogler sieht in dem Tarifkonflikt auch das Land Brandenburg in der Pflicht, mehr für den öffentlichen Nahverkehr zu tun. »Die Kommunen bekommen seit Jahren keine dynamisierten Zuschüsse vom Land und müssen steigende Kosten aus eigener Tasche tragen.«