Bergbau-Geschichte hat Zukunft
Museum in Bochum präsentiert seine Sammlung neu
Wer im Ruhrgebiet den Deutschen Steinkohle-Bergbau sucht, der findet ihn nach dem Schließen der letzten Zechen noch zuverlässig im Deutschen Bergbau-Museum. Das hat seine Dauerschau neu gestaltet.
Das letzte Kapitel Bergbaugeschichte ist noch nicht geschrieben – erst recht in Bochum, dem Sitz des Deutschen Bergbau-Museums. Das soll jedenfalls die neukonzipierte Dauerausstellung vermitteln. Im Zuge der 2016 gestarteten Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes ist die Schau modernisiert worden. Nun können Besucher im frisch renovierten Nordflügel einen Eindruck davon bekommen, wie Bergbau die deutsche und die globale Geschichte prägt und weiter prägen wird.
Der erste Themenrundgang katapultiert den Besucher zunächst mehr als 300 Millionen Jahre zurück. In die Zeit, in der die großen Kohlelagerstätten gebildet wurden. Aus dem Karbonzeitalter erhalten ist der Rest eines riesigen Schuppenbaumstammes. Wie viele der rund 1750 ausgestellten Objekte war er zwar schon zuvor im Besitz des Museums, aber nicht so gut in Szene und Kontext gesetzt wie jetzt.
Die in die Jahre gekommene bisherige Präsentation sei langsam gewachsen, immer mal wieder seien Exponate dazugekommen, berichtet Sprecherin Wiebke Büsch. Das Sammelsurium der Bergbaugeschichte ist nun deutlich entschlackt. Auf 4500 Quadratmetern Ausstellungsfläche finden Besucher dennoch mehr Ansatzpunkte für eine Beschäftigung mit dem Thema als sich an einem Nachmittag erschließen lassen. Denn schließlich sind da noch das altbewährte und unveränderte Anschauungsbergwerk knapp unter der Erdoberfläche sowie der Förderturm, der einen herrlichen Ausblick bietet.
Wichtige Exponate der Dauerausstellung kamen ins Rampenlicht, an- dere ins Depot. Wieder andere haben nun Platz, um überhaupt gezeigt zu werden: Hinter dem fossilen Baumstumpf erstreckt sich ein gigantisches Ölgemälde, das bis heute in so manchem Erdkundebuch gedruckt ist. Das Original einer Landschaft zur Steinkohlezeit des Malers Willy Kukuk illustriert nun im Bergbau-Museum den Beginn der deutschen Steinkohle.
Es folgen bewegliche Modelle, hölzerne Loren, riesige Maschinen zum Anfassen. Später folgen Exponate, die das im Ruhrgebiet teils bitter beweinte Zechensterben veranschaulichen, wie ein hölzerner Sarg, in dem Bergleute ihren Beruf in Protestkundgebungen symbolisch zu Grabe getragen haben. »Für uns ist es aber wichtig, dass damit unsere Auseinandersetzung als Museum und Forschungs- einrichtung nicht aufhört«, betont Büsch. Da ist zum Beispiel das Modell der Grubenwasserpumpe. Sie wird in einem Spiegelkabinett wieder und wieder verdoppelt und steht so für die Ewigkeitslasten, die das Ruhrgebiet auf immer wird stemmen müssen.
Der zweite Rundgang weitet den Blick von der Steinkohle auf den Bergbau insgesamt. Schon in der Steinzeit entwickelte der Mensch Techniken, um Ressourcen aus dem Berg zu gewinnen. Wie er sie bis heute verfeinerte und welche Auswirkungen der Bergbau auf Gesellschaften und Machtgefüge weltweit hatte, macht das Museum in weiteren Räumen zum Thema. »Das soll den Blick nach vorn ermöglichen«, unterstreicht auch Museumsdirektor Stefan Brüggerhoff.
Stärker betont als bisher wird auch die Rolle des Museums als Forschungseinrichtung: Als eines von acht Forschungsmuseen der LeibnizGemeinschaft hat es sich der Erforschung und Bewahrung der Georessourcen-Geschichte verschrieben. Die Dauerausstellung ist so auch Guckloch in die Erkenntnisse etwa der Materialkundler oder Montanarchäologen. Auch ganz aktuelle Fragen werden hier gestellt: Wie etwa verändert Tagebau Landschaften und was geschieht mit den Gruben, wenn Kohle nicht mehr gebraucht wird?
Der erste Teil der neuen Dauerausstellung ist ab Februar zu besichtigen – rundherum wird aber weiter gebaut. Im Sommer soll dann der Rest folgen: Zwei weitere Themen-Rundgänge befassen sich dann mit Kunst und Kultur im Bergbau einerseits und Bodenschätzen andererseits.