Krankes Herz häufigste Todesursache
Der aktuelle Deutsche Herzbericht registriert eine zunehmende Zahl von Erkrankungen der »Pumpe«, zeigt aber auch, dass bessere Therapien die Sterblichkeit senken konnten.
Die Veröffentlichung des Deutschen Herzberichtes ist in der Regel mit alarmierenden Zahlen verbunden. Bei der Vorstellung der Daten in diesem Jahr gab es einige Fortschritte zu vermelden. So ist die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten im Vergleich zum Vorjahr absolut gesunken. Verglichen wurden für den Report, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde, hauptsächlich Zahlen von 2015 und 2016. In diesem Zeitraum hatten sich etwa die Sterbefälle bei Koronarer Herzkrankheit (KHK) um 4,6 Prozent verringert, die bei Herzschwäche sogar um fast 15 Prozent. Dennoch könne es keine Entwarnung geben. »Trotz aller Fortschritte in der Herzmedizin haben HerzKreislauf-Erkrankungen mit über 338 000 Sterbefällen pro Jahr ihren Schrecken noch lange nicht verloren«, erklärt Dietrich Andresen, Vorstand der Deutschen Herzstiftung, die zum achten Mal für den Bericht zeichnet.
Herzmediziner sehen sich bei der Forschung im Nachteil
Mit der genannten Zahl der Sterbefälle liegt diese Gruppe von Krankheiten immer noch mit etwa 100 000 Fällen vor den Krebserkrankungen, ist also die Haupttodesursache. Angesichts dessen fühlen sich Kardiologen und Herzchirurgen etwa bei den Forschungsausgaben gegenüber der Krebsmedizin deutlich benachteiligt. Mit der neuen Patientenbeauftragten der Bundesregierung könnte sich da etwas ändern. Die Herzchirurgin Claudia Schmidtke hat bereits als Bundestagsabgeordnete einen runden Tisch mit Krankenkassen, Fachgesellschaften und Politikern zum Thema Herzerkrankungen initiiert und strebt dazu einen nationalen Aktionsplan an.
Laut den jährlichen Herzberichten gehörte Sachsen-Anhalt lang Zeit in vielen Kriterien zu den zuverlässigen Schlusslichtern. Nun hat sich das erstmals geändert. So sank die Zahl der Herzinfarkte, die tödlich verlaufen, von 82 auf 75 je 100 000 Einwohner. Die Anstrengungen für diese Entwicklung setzten nicht erst kürzlich ein. So wurde 2013 das regionale Herzinfarktregister Sachsen-Anhalt ins Leben gerufen. Speziell vergleicht es Versorgungsdaten der Stadt Halle mit denen aus der Altmark. Im Ergebnis konnten Ausstattung und Besetzung von Krankenhäusern verbessert werden, ebenso die Kommunikation zwischen Kliniken und Rettungskräften. Auch der Anteil der Laien-Reanimationen bei Herzinfarkten wird im Register erfasst. In der Altmark wurde das nur in 3,6 Prozent der Fälle versucht.
Bei Erster Hilfe haben Laien Nachholbedarf
Dazu passt, dass Deutschland insgesamt bei diesem Thema im europäischen Vergleich nicht besonders gut dasteht. In 30 Prozent der Fälle versuchen zufällig Anwesende, mit einer Herzdruckmassage anderen zu helfen, bis die Notfallsanitäter eintreffen. In Dänemark kommt das hingegen in 45 Prozent der Fälle vor, in Schottland in 52 Prozent und in Norwegen sogar in 73 Prozent der Fälle. Kardiologe Andresen nennt für die Deutsche Herzstiftung ein ambitioniertes Ziel: In 80 Prozent der Herz-Notfälle sollen Laien in Zukunft helfen. Die Notwendigkeit für eine solche Einsatzbereitschaft zeigt Andresen anhand des EKGs eines Patienten mit Kammerflimmern. Vom Beginn dieser unregelmäßigen Herzaktivität bis zum Tod vergingen nur neun Minuten.