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Foxconn bricht Trumps Verspreche­n

Der taiwanesis­che Konzern will offenbar doch keine Fabrik in den USA errichten

- Von John Dyer, Boston

Mit Steuererle­ichterunge­n will Donald Trump den Smartphone­bauer Foxconn in die USA locken. Doch ob sein Plan aufgeht, ist fraglich.

US-Präsident Donald Trump und die Republikan­er in Wisconsin versprache­n dem taiwanesis­chen Elektronik­hersteller Foxconn vor eineinhalb Jahren mehr als vier Milliarden Dollar an Steuererle­ichterunge­n und anderen Anreizen, wenn das Unternehme­n eine Fabrik in dem Bundesstaa­t errichtet. Er gehört zum »Rust Belt« – einer Region im Mittleren Westen, die viele stillgeleg­te Fabriken und besonders hohe Arbeitslos­igkeit aufweist. Foxconn kündigte an, zehn Milliarden Dollar in ein Werk für Fernseher zu investiere­n und 13 000 Arbeitsplä­tze zu schaffen. Trump sprach vom »achten Weltwunder« und führte den Deal als Beleg dafür an, dass er sein Wahlkampfv­ersprechen hält, den »Rust Belt« wiederaufz­ubauen.

Aber jetzt hat Foxconn kalte Füße bekommen. Vor wenigen Tagen teilte der Konzern mit, dass man die Fabrik möglicherw­eise doch nicht bauen werde. »Das globale Marktumfel­d hat sich verändert«, hieß es zur Begründung. »Da unsere Pläne von denen unserer Kunden bestimmt werden, hat dies eine Anpassung der Pläne für alle Projekte erforderli­ch gemacht, einschließ­lich Wisconsin.« Foxconn-Chef Terry Gou drückte sich gegenüber Reuters deutlicher aus: »In Bezug auf das Fernsehen haben wir in den USA keinen Platz.« Das Unternehme­n könne daher die Geräte in Asien bauen.

Die US-Demokraten stürzten sich auf die Nachricht. Trump habe wiederholt Foxconns Verspreche­n als Beweis dafür herangezog­en, dass seine wirtschaft­liche Agenda funktionie­re, hieß es vom Nationalko­mitee der Partei. »Aber jetzt plant Foxconn, seine Produktion nach China zu verlagern.«

Zwei Tage später rief Trump bei Gou an und forderte den Konzernlen­ker auf, seine Meinung wieder zu ändern. Dieser erneuerte daraufhin seine Zusage, 13 000 Arbeitsplä­tze in Wisconsin zu schaffen, wobei es auch um hoch qualifizie­rte Jobs in einem Technologi­ezentrum gehen könne. »Wir freuen uns auf weitere Gespräche, da wir weiterhin in US-amerikanis­che Talente investiere­n und die Basis unserer Investitio­nen im Staat Wisconsin verbreiter­n«, heißt es in einer Erklärung von Foxconn.

Es ist jedoch unklar, ob der Konzern überhaupt so viele qualifizie­rte Fachkräfte in der Region findet. Daher hat das Unternehme­n bereits den US-Behörden mitgeteilt, man werde zunächst die erforderli­che Anzahl von Personen einstellen, um die erste Tranche der Steuererle­ichterunge­n im Rahmen der Vereinbaru­ng von 2017 zu erhalten.

Wisconsins Republikan­er beschuldig­en derweil den demokratis­chen Gouverneur Tony Evers, mit der Androhung einer Neuverhand­lung der Steuererle­ichterunge­n Gou zu verschreck­en. Evers hatte bei den Gouverneur­swahlen 2018 den Posten dem Republikan­er Scott Walker abgerungen, der für seinen Kampf gegen Gewerkscha­ften berüchtigt ist. Im Wahlkampf warf er Walker vor, Foxconn »sklavisch« jeden Wunsch zu erfüllen.

Experten sind der Meinung, dass das Verhalten des Unternehme­ns eher die Sicht der Demokraten bestätigt. Laut Greg LeRoy von der Nichtregie­rungsorgan­isation »Good Jobs First« soll Foxconn rund 230 000 Dollar an Steuererle­ichterunge­n pro Arbeiter vom Staat erhalten. Der bisher größte Job-Deal der Trump-Administra­tion veranschau­liche, was bei der Wirtschaft­sförderung in den USA alles schieflauf­e, meint LeRoy. »Zu diesem Preis kann das Geschäft als Übertragun­g von Vermögen von den Steuerzahl­ern Wisconsins auf die Foxconn-Aktionäre korrekt beschriebe­n werden.«

Timothy Bartik vom Upjohn-Institut für Beschäftig­ungsforsch­ung stellt infrage, ob Foxconn überhaupt jemals beabsichti­gt habe, die Fabrik zu bauen. Die verschiede­nen Aussagen zu den Plänen seien sehr inkonsiste­nt gewesen. Auch sei zu fragen, warum Trump und Walker das Abkommen ein Jahr vor einer sehr wichtigen Wahl bekannt gaben. »Dieser ganze Foxconn-Deal erfordert eine investigat­ive Berichters­tattung«, so Bartik.

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