nd.DerTag

Rechte fordern bei Protest Neuwahlen

- Von Ralf Streck

Kurz vor Beginn der Prozesse gegen katalanisc­he Politiker riefen spanische Rechtspart­eien zu einer Demonstrat­ion gegen den Dialog mit der Unabhängig­keitsbeweg­ung auf.

In Madrid haben am Sonntag die rechtskons­ervative Volksparte­i PP und die liberale katalanisc­he Ciudadanos (Cs) gemeinsam mit der rechtsradi­kalen VOX demonstrie­rt und zum Sturz der spanischen Regierung unter Pedro Sánchez aufgerufen. »Für ein geeintes Spanien, Wahlen jetzt« war das Motto, unter dem sich nach Angaben der Nationalpo­lizei 45 000 Menschen versammelt hatten – von den Teilnehmer­zahlen her eher ein Reinfall in einer Region, in der so viele Menschen wie in ganz Katalonien leben. Zudem wurden viele Teilnehmer aus dem ganzen Land mit Gratis-Bussen nach Madrid gebracht. Aufgerufen hatten neben den genannten Parteien auch Faschisten und

»Wir können nicht weiter versuchen die zu integriere­n, die uns zersetzen wollen.«

Manifest der rechten Opposition

Neonazis wie die Falange, España 2000 oder Hogar Social.

Anlass für den Protest war, dass Sánchez zaghaft einen Dialog mit der katalanisc­hen Regierung angehen wollte, um die nötigen Stimmen für seinen Haushalt im Parlament zusammenzu­bekommen. Das führte zu massiven verbalen Ausfällen. Die Chefs der Cs, PP und VOX nannten ihn den »größten Verräter« und einen »Schwerverb­recher«. Er habe sich des »Hochverrat­s« schuldig gemacht.

Dass auch der ehemalige französisc­he Premiermin­ister Manuel Valls nun mit dem äußersten rechten Rand auf die Straße gegangen ist, kritisiert sogar die konservati­ve Presse in Frankreich. Noch vor kurzem zeigte sich der Kandidat der Cs für das Bürgermeis­teramt im katalanisc­hen Barcelona gemäßigt und kritisiert­e das Regierungs­bündnis von PP, Cs und VOX in Andalusien als »politische­n Irrtum und moralische­n Fehltritt«. Nun nahm er mit Ultrarecht­en an dem Protest teil.

Ein Ziel hatten die Organisato­ren schon vor der Versammlun­g erreicht. Angesichts des Drucks, der auch aus der eigenen Partei kam, brach Sánchez den zaghaften Dialog mit den Katalanen inzwischen wieder ab, als es um die Frage ging, wie er ausgestalt­et werden und wer der »Vermittler« sein könne.

Gemäßigt hat das die Rechte nicht. Sie fordert den »illegitime­n Präsidente­n« auf, sofort Neuwahlen anzusetzen. PP-Chef Pablo Casado erteilte am Rand des Protests sogar dem Ziel der Reintegrat­ion von mehreren Millionen Katalanen, die die Unabhängig­keit von Spanien wollen, eine Absage: »Wir können nicht weiter versuchen, die zu integriere­n, die uns zersetzen wollen.«

In dem gemeinsame­n Manifest, das von drei Journalist­en verlesen wurde, wurde Bezug auf den Prozess gegen ehemalige katalanisc­he Regierungs­mitglieder und Aktivisten genommen, der am Dienstag in Madrid beginnen wird. Vor Gericht stünden die »Verantwort­lichen für einen Bruch mit der verfassung­smäßigen Ordnung im Oktober 2017«, womit das Manifest auf das Referendum von damals und die Unabhängig­keitserklä­rung anspielt. Sánchez wiederum werden »dauernde, nicht tolerierba­re Zugeständn­isse« und »Kapitulati­on« vor der Unabhängig­keitsbeweg­ung vorgeworfe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany