nd.DerTag

Der antirussis­che Reflex

Roland Etzel zur Debatte um Nord Stream 2

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Die Gegnerscha­ft der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zieht kurz vor Fertigstel­lung der Trasse noch einmal alle Register, um die Milliarden­investitio­n noch gegen die Wand laufen zu lassen. Es wäre das Aus für das aktuell größte deutsch-russische Wirtschaft­sprojekt – so als zählte es nichts, dass Nord Stream 2 Energiesic­herheit für viele Jahre schafft, dazu dem vernachläs­sigten deutschen Nordosten ein wichtiges Stück Infrastruk­tur.

Die Vorwände dagegen sind sehr verschiede­n. Aber es gibt ein einendes Element der Nord-Stream-Gegner: die antirussis­che Stoßrichtu­ng. Die Warnung vor einer Erpressbar­keit Deutschlan­ds ist unglaubwür­dig, gerade wenn sie aus Polen und der Ukraine kommt. Waren es doch gerade Kiew und Warschau, die immer wieder in erpresseri­scher Weise die Gasdurchle­itung über ihre Territorie­n verzögerte­n oder sogar verhindert­en. Eigentlich haben sie Nord Stream damit erst notwendig gemacht. Ihr Widerstand ist auch finanziell erklärbar, entgehen ihnen doch Milliarden an Transitein­nahmen, legitim ist er deshalb keineswegs.

Das gilt nicht weniger für unverschäm­te Einreden aus den USA. Oder glaubt hier wirklich jemand, das sich Trump um Deutschlan­ds Unabhängig­keit von Russland sorgt, wo er nicht einmal verhehlt, dass er uns nur sein ökologisch schmutzige­s Fracking-Gas aufzudräng­en gedenkt?

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