Der Coup der Prinzessin
Von Daniel Kestenholz, Bangkok
Kaum hat in Thailand nach fünf Jahren Militärherrschaft der Wahlkampf begonnen, steht die Politik Kopf. Völlig unerwartet erklärte Prinzessin Ubolratana Rajakanya ihre Kandidatur für den Posten des Premiers – und zwar für die Oppositionspartei Thai Raksa Chart (TRC), die dem ehemaligen Regierungschef Thaksin Shinawatra nahesteht. Dem exilierten Thaksin ist damit der größte politische Coup in Thailands jüngerer Geschichte gelungen.
Die 67-jährige Ubolratana ist Mutter von zwei Kindern, ein drittes Kind starb beim Tsunami 2004. Sie ist das älteste Kind des 2016 gestorbenen Königs Bhumibol Adulyadej und Schwester des neuen Monarchen Maha Vajiralongkorn. Ubolratana wurde zur Ausgestoßenen, als sie 1972 ihren königlichen Titel aufgab und den US-Amerikaner Peter Jensen heiratete. Nach ihrer Scheidung 1998 kehrte sie nach Thailand zurück und erhielt ihren Prinzessinnentitel wieder.
Mit ihrer Kandidatur hat die Prinzessin das herrschende Militär-Regime verärgert. Die Generäle überarbeiteten Wahlgesetze und die Verfassung dermaßen, dass bei den Wahlen am 24. März eine Parlamentsmehrheit und das Recht sicher sein sollen, den Premierminister zu stellen. Premier soll der bisherige Regierungschef und Putschgeneral Prayuth Chanocha werden.
Mit der Verschärfung der Wahlgesetze schien das Regime wie getrieben vom Wahn, die Geister der Vergangenheit ein für alle Mal zu vertreiben: den Machtapparat des exilierten Politikers Thaksin, der oder dessen Verbündete jede Wahl seit 2001 gewonnen haben, nur um später von Richtern oder dem Militär immer wieder abgesetzt zu werden.
TRC kündigte am Samstag an, ein Machtwort von König Maha Vajiralongkorn zu akzeptieren. Der Monarch hatte die Bewerbung seiner Schwester wenige Stunden zuvor als »extrem unangemessen« und verfassungswidrig bezeichnet. Offiziell beendet ist die Kandidatur aber noch nicht. Von der Prinzessin selbst fehlt noch eine klare Stellungnahme.