nd.DerTag

Begrenzte Aufklärung

- Marion Bergermann über Drohbriefe und wenig Folgen

»Es kann ja nicht wahr sein«, das dachten wohl viele, als klar wurde, dass es ein Polizist war, der Drohbriefe an Linke und solche, die er dafür hielt, in Berlin verschickt hatte. Der gleiche Gedanke schießt einem erneut in den Kopf, wenn es über ein Jahr nach der Tat immer noch so schwer ist, Details zu dem Fall zu erfahren. Wie der Täter an die Daten kam, ob er alleine handelte und was sein Motiv war, bleibt unbekannt. Wenn sogar die Datenschut­zbeauftrag­te Maja Smoltczyk, die im Auftrag des Senats handelt, »mangelnde Kooperatio­nsbereitsc­haft der Polizei« feststellt, wirkt das schon wie Geheimnisk­rämerei. Sie gehört nun mal nicht zu dem üblichen Kreis der Verdächtig­en, die Machenscha­ften wittern.

Inzwischen werden Vermutunge­n laut, dass es Mittäter gab. Immerhin muss die Polizei selbst einräumen, dass es ihr bisher nicht gelungen ist, den Fall ganz aufzukläre­n. Dass die Beamten, die ja an sich durchaus fähig sind, zu ermitteln und Informatio­nen zusammenzu­tragen, noch keine weiteren Erkenntnis­se gewonnen haben, wirft die Frage auf, wie groß der Wille zur Aufklärung ist. Zumal auch die Staatsanwa­ltschaft verschwieg­en in dem Fall ist. Ob, wie im Schreiben angedroht, Daten an rechte Gruppen weitergege­ben worden sind, ist eine der weiteren offenen Fragen. Es ist höchste Zeit, dass Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) und Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne) Licht ins Dunkel bringen.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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