Feuerwehr veranstaltet »Twittergewitter«
Die Brandbekämpfer berichteten online über Einsätze
In ganz Deutschland teilten Einsatzkräfte gestern auf ihren Twitter-Kanälen mit, wenn sie ausrückten und warum. Auch die Berliner Retter machten mit.
Die Berliner Feuerwehr twitterte am Montag alle paar Minuten über ihre Einsätze. Sie beteiligte sich damit am vom Deutschen Feuerwehrverband ausgerufenen »Twittergewitter«, bei dem laut Verband bundesweit rund 40 Berufsfeuerwehren dabei waren. In der Hauptstadt konnte man unter dem Suchbegriff #112 Berlin auf der digitalen Plattform Twitter verfolgen, was dort passierte.
In der Presse- und Kommunikationsstelle der Berliner Feuerwehr arbeiten fünf Angestellte konzentriert an den Tweets und beantworten Anfragen per Internet von Bürger*innen. Zwei Beamte schreiben die Kurzstatements. Sie haben dafür das Einsatzleitungssystem auf dem Bildschirm, also das, was ihre Kolleg*innen in der Leitstelle auch sehen. Hier laufen verschriftlichte Informationen von den Anrufen, bei denen jemand die 112 wählte. Die Beamten lesen mit und sprechen sich zu Formulierungen ab.
Von klassischen Einsätzen wie »Eine Person mit Verdacht auf Schlaganfall« lesen die Internetnutzer*innen dann. Aber auch Aufrufe, Rettungsgassen zu bilden oder seinen Hund festzuhalten, wenn Einsatzkräfte in die Wohnung kommen, damit dieser auf die Helfer nicht losgeht, sind dabei. Bei einigen Einsätzen rückten die Mitarbeiter des Kommunikationsteams mit aus und lieferten Fotos, so von einem 25 Tonnen schweren Kran, der von einem Lkw gekippt war.
Der Berliner Feuerwehr geht es bei dem »Twittergewitter« um drei Punkte. »Zum einen wollen wir informieren, für Verständnis werben, was unsere täglichen Anforderungen sind«, sagte Frederic Finner, Leiter der Medienkommunikation, dem »nd«. Dann ginge es im Rahmen des Europäischen Tages des Notrufs 112 darum, die Interessierten zu informieren. Darüber, »wie man einen Notruf absetzt, wie man sich im Notfall verhält, was es für Alternativen gibt«. Und drittens auch zu zeigen, wie man bei der Feuerwehr anfangen kann zu arbeiten, erklärte Finner.
Während er erzählt, erscheinen beinahe minütlich neue Tweets auf dem Twitter-Kanal der Feuerwehr. Finner schätzt, dass es bis zum Ende der Aktion, die von 8 bis 20 Uhr ging, mehr als 400 gewesen sein werden. Alle Einsätze innerhalb der zwölf Stunden sind das jedoch nicht. Das sei »unschaffbar«, sagt Finner. »Wir haben etwa 1400 Einsätze am Tag, die können wir nicht alle darstellen.«
Twitter, Facebook, Instagram, Youtube – die Berliner Feuerwehr betreibt mehrere Social-Media-Kanäle. Finner und ein Kollege betreuen diese größtenteils zu zweit, und das ist nur ein Teil ihrer Aufgaben. Unterstützung kommt von der Personalabteilung für Instagram. Vor Kurzem kam ein neuer Kollege hinzu, der die Profile teilweise mitbetreuen wird.
Neues Personal ist indes ein Thema für die Feuerwehr, denn es herrscht Personalmangel. Außerdem sind Fahrzeuge marode. Vor Kurzem ergab eine Antwort der Innenverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der FDP, dass letztes Jahr von den rund 190 Löschfahrzeugen der Berliner Feuerwehr ein Fünftel nicht zur Verfügung stand wegen andauernder Reparaturen. Zudem lag die Ausfallquote bei den rund 250 Rettungswagen bei 14,5 Prozent.
Das liegt daran, dass frühere Senate nicht genug Geld in die Feuerwehr investierten. Die rot-rot-grüne Koalition will das ändern und nimmt dafür 18,4 Millionen Euro pro Jahr in die Hand. Von den Verbesserungen merkt die Feuerwehr bislang nichts. »Wir müssen noch die Zähne zusammenbeißen und gemeinsam durchhalten. Der Personalzuwachs und die Verbesserung der Fahrzeugsituation sind ein Prozess, der jetzt positiv angestoßen ist, aber noch viele Jahre andauern muss«, sagte Finner dazu.