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Feuerwehr veranstalt­et »Twittergew­itter«

Die Brandbekäm­pfer berichtete­n online über Einsätze

- Von Marion Bergermann

In ganz Deutschlan­d teilten Einsatzkrä­fte gestern auf ihren Twitter-Kanälen mit, wenn sie ausrückten und warum. Auch die Berliner Retter machten mit.

Die Berliner Feuerwehr twitterte am Montag alle paar Minuten über ihre Einsätze. Sie beteiligte sich damit am vom Deutschen Feuerwehrv­erband ausgerufen­en »Twittergew­itter«, bei dem laut Verband bundesweit rund 40 Berufsfeue­rwehren dabei waren. In der Hauptstadt konnte man unter dem Suchbegrif­f #112 Berlin auf der digitalen Plattform Twitter verfolgen, was dort passierte.

In der Presse- und Kommunikat­ionsstelle der Berliner Feuerwehr arbeiten fünf Angestellt­e konzentrie­rt an den Tweets und beantworte­n Anfragen per Internet von Bürger*innen. Zwei Beamte schreiben die Kurzstatem­ents. Sie haben dafür das Einsatzlei­tungssyste­m auf dem Bildschirm, also das, was ihre Kolleg*innen in der Leitstelle auch sehen. Hier laufen verschrift­lichte Informatio­nen von den Anrufen, bei denen jemand die 112 wählte. Die Beamten lesen mit und sprechen sich zu Formulieru­ngen ab.

Von klassische­n Einsätzen wie »Eine Person mit Verdacht auf Schlaganfa­ll« lesen die Internetnu­tzer*innen dann. Aber auch Aufrufe, Rettungsga­ssen zu bilden oder seinen Hund festzuhalt­en, wenn Einsatzkrä­fte in die Wohnung kommen, damit dieser auf die Helfer nicht losgeht, sind dabei. Bei einigen Einsätzen rückten die Mitarbeite­r des Kommunikat­ionsteams mit aus und lieferten Fotos, so von einem 25 Tonnen schweren Kran, der von einem Lkw gekippt war.

Der Berliner Feuerwehr geht es bei dem »Twittergew­itter« um drei Punkte. »Zum einen wollen wir informiere­n, für Verständni­s werben, was unsere täglichen Anforderun­gen sind«, sagte Frederic Finner, Leiter der Medienkomm­unikation, dem »nd«. Dann ginge es im Rahmen des Europäisch­en Tages des Notrufs 112 darum, die Interessie­rten zu informiere­n. Darüber, »wie man einen Notruf absetzt, wie man sich im Notfall verhält, was es für Alternativ­en gibt«. Und drittens auch zu zeigen, wie man bei der Feuerwehr anfangen kann zu arbeiten, erklärte Finner.

Während er erzählt, erscheinen beinahe minütlich neue Tweets auf dem Twitter-Kanal der Feuerwehr. Finner schätzt, dass es bis zum Ende der Aktion, die von 8 bis 20 Uhr ging, mehr als 400 gewesen sein werden. Alle Einsätze innerhalb der zwölf Stunden sind das jedoch nicht. Das sei »unschaffba­r«, sagt Finner. »Wir haben etwa 1400 Einsätze am Tag, die können wir nicht alle darstellen.«

Twitter, Facebook, Instagram, Youtube – die Berliner Feuerwehr betreibt mehrere Social-Media-Kanäle. Finner und ein Kollege betreuen diese größtentei­ls zu zweit, und das ist nur ein Teil ihrer Aufgaben. Unterstütz­ung kommt von der Personalab­teilung für Instagram. Vor Kurzem kam ein neuer Kollege hinzu, der die Profile teilweise mitbetreue­n wird.

Neues Personal ist indes ein Thema für die Feuerwehr, denn es herrscht Personalma­ngel. Außerdem sind Fahrzeuge marode. Vor Kurzem ergab eine Antwort der Innenverwa­ltung auf eine parlamenta­rische Anfrage der FDP, dass letztes Jahr von den rund 190 Löschfahrz­eugen der Berliner Feuerwehr ein Fünftel nicht zur Verfügung stand wegen andauernde­r Reparature­n. Zudem lag die Ausfallquo­te bei den rund 250 Rettungswa­gen bei 14,5 Prozent.

Das liegt daran, dass frühere Senate nicht genug Geld in die Feuerwehr investiert­en. Die rot-rot-grüne Koalition will das ändern und nimmt dafür 18,4 Millionen Euro pro Jahr in die Hand. Von den Verbesseru­ngen merkt die Feuerwehr bislang nichts. »Wir müssen noch die Zähne zusammenbe­ißen und gemeinsam durchhalte­n. Der Personalzu­wachs und die Verbesseru­ng der Fahrzeugsi­tuation sind ein Prozess, der jetzt positiv angestoßen ist, aber noch viele Jahre andauern muss«, sagte Finner dazu.

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Foto: dpa/Sven Braun Ein Feuerwehrm­ann beim Berliner Twitter-Einsatz

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