Laos sucht Touristen
Chinesische Besucher sollen Wirtschaft ankurbeln
In Vang Vieng treffen Reisfelder auf abrupt aufragende Kalksteinfelsen. Hier trifft die Nationalstraße Nummer 13, die durch ganz Laos führt, auf die im Bau befindliche Schnellbahntrasse von Kunming in China zur laotischen Hauptstadt Vientiane. Und in Vang Vieng trifft sich die Welt.
Seit mehr als 20 Jahren ist die Kreisstadt auf halbem Weg zwischen Vientiane und der alten Königsstadt Luang Prabang eine der Hochburgen des Tourismus in Laos. Dabei hat der Ort mehrere Metamorphosen durchgemacht. Anfangs wegen der atemberaubenden Natur und der billigen Gästehäuser vor allem bei Backpackern beliebt, wurde der Ort dank Alkohol- und Drogenexzessen zum Sinnbild westlicher Dekadenz. Gästehäuser und Restaurants priesen ihre Dienstleistungen in einfachem Englisch und eine Zeit lang in handgeschriebenem Hebräisch. Heute stehen koreanische Schriftzeichen auf vielen Hinweistafeln. Vielgeschossige Hotelklötze bedrängen das Ufer des angesichts der Betonburgen fast schon zum Bach degradierten Nam Song. Das Geschäft brummt, hat sich vom Billig- in den Pauschaltourismus verschoben.
Regen zerstört Infrastruktur
Dass die laotische Regierung 2018 zum »Visit Laos Year« ausgerufen hatte, machte in Vang Vieng keinen Unterschied. Da war es viel wichtiger, dass der Ort Schauplatz einer beliebten koreanischen Seifenoper war. Seitdem sind Koreaner buchstäblich überall. Um vom legendären Mutprobenbaum ins giftgrüne Wasser der Blue Lagoon zu springen, nehmen sie die beschwerliche Busfahrt in Kauf. Zwar macht das Projekt einer von chinesischen Firmen geplanten Autobahn die Schlagzeilen, doch Realität sind die arg gebeutelten Fernstraßen. Sicher, niemand konnte ahnen, dass schwere Regenfälle und Überschwemmungen der Monsunsaison der Infrastruktur ausgerechnet im Tourismusjahr übel mitspielen würden. Für den Rest, so sagen die Einheimischen, sorgen die Chinesen. Die, so will es der Volksmund, fahren mit ihren Baufahrzeugen alles kaputt. Ironie der Geschichte: Sie transportieren die Baumaterialien zum Bau von Eisen- und Autobahn.
Einnahmen stagnieren
Zieht man Bilanz, so ist das Visit Laos Year buchstäblich im Monsun ertrunken. Dabei hält die Regierung daran fest, dass Tourismus für das Binnenland ein wichtiger Wirtschaftszweig ist und bleibt. Knapp 4,2 Millionen Besucher kamen 2018, deutlich unter den geplanten fünf Millionen. Zwar ein Zuwachs von acht Prozent, doch die Einnahmen aus dem Tourismus stagnierten. Das rief auch Premierminister Thongloun Sisoulith auf den Plan, der nach langer Diskussion im Kabinett verkündete, Barrieren bei der Entwicklung des Sektors abbauen zu wollen. Kultur- und Tourismusminister Bosengkham Sengdara hatte da unter anderem umständliche Einreiseprozeduren, willkürlich erhobene Gebühren, unzureichenden Service, schlechten Zugang zu Sehenswürdigkeiten und hohe Eintrittspreise aufgeführt. Die Touristenabgabe von einem Dollar, die seit 1. Oktober bei der Einreise erhoben wird, erwähnte er nicht.
Die Unzufriedenheit jedoch kommt nicht von ungefähr, wachsen doch die Besucherzahlen in den Nachbarländern rasant. Um den Tourismus nach Laos weiter anzukurbeln, verkündete die Regierung ein neues Aktionsjahr, das Visit Laos-China Year 2019. Es soll die Zahl der chinesischen Touristen von zuletzt 800 000 auf über eine Million anwachsen lassen. Speziell der Norden von Laos wird dann noch mehr Chinesen sehen.