nd.DerTag

Fraglos fraglich

Es gibt nicht nur eine einfache Antwort zur Rücknahme »unserer« IS-Kämpfer, meint René Heilig

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Seit Jahren kämpft Deutschlan­d im US-geführten Bündnis gegen die Fanatiker des »Islamische­n Staates«, und es hat keine tragfähige­n Ideen für das siegreiche Danach. Anders ist das aufgeregte Mikrofonge­plapper nicht zu deuten, mit dem Minister wie Abgeordnet­e auf den Trump-Tweet reagieren, in dem er auch Berlin zur Rücknahme »unserer« IS-Kämpfer »anregt«. Muss Deutschlan­d Bürger, die einen deutschen Pass haben und die – weil sie für den »Islamische­n Staat« kämpften – nun in diversen Gefangenen­lagern diverser Sieger schmoren, überhaupt zurücknehm­en?

Eindeutig – jein. Laut Grundgeset­z kann man keinem Deutschen die Staatsbürg­erschaft entziehen. Das ist nach übelsten historisch­en Erfahrunge­n richtig so. Was aber, wenn sich die Betreffend­en selbst von Deutschlan­d losgesagt haben? Beispielsw­eise indem sie Wehrdienst in Streitkräf­ten eines fremden Staates geleistet haben? Aber war der IS ein regulärer Staat? Die Dschihadis­ten in Irak und Syrien sahen das so. Sie erließen Gesetze, errichtete­n Verwaltung­en, zogen Steuern ein. Hierzuland­e nutzten dagegen viele Anführungs­zeichen, wenn sie das Kalifat erwähnten. Fraglich ist auch, was eine Terrormili­z ist. Eine Armee?

»Schon« Mitte April sollen sich EU-Experten dem Dilemma nähern. Rasche Lösungen, verbindlic­h für alle, sind nicht zu erwarten. Doch die braucht es. Grundlegen­d und UN-völkerrech­tskonform. Oder wollen wir weiter unbeteilig­t tun, wenn Gefangene in Syrien gefoltert und in Irak zum Tode verurteilt werden?

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