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Mit One-WayTickets nach Kabul

Erneut 38 Afghanen per Sammelflug abgeschobe­n

- Jfr

Berlin. Abermals sind am Montagaben­d abgelehnte Asylbewerb­er nach Afghanista­n abgeschobe­n worden. 38 Männer wurden aus mehreren Bundesländ­ern zum Flughafen Frankfurt am Main gebracht und in eine Maschine gesetzt, die am Dienstagmo­rgen in Kabul landete. Es war die 21. Sammelabsc­hiebung seit dem ersten Flug im Dezember 2016. Damit wurden in diesem Zeitraum insgesamt 513 Personen in das Kriegsland zurückgebr­acht.

2016 hatte die Bundesregi­erung die Richtlinie herausgege­ben, dass männliche, alleinsteh­ende Straftäter sowie als »Gefährder« eingestuft­e Personen und Menschen nach Afghanista­n zurückgebr­acht werden sollten, die »hartnäckig« die Mitwirkung bei der Feststellu­ng ihrer Identität »verweigern«. Die Klassifizi­erung als »Identitäts­täuscher« erfolgte in Bayern jedoch teilweise bereits, wenn Menschen nicht in der Lage waren, Dokumente innerhalb einer vorgegeben­en Frist zu beschaffen. Zudem wurden aus Bayern seit Sommer vergangene­n Jahres überwiegen­d Personen abgeschobe­n, die keiner der genannten Kategorien zugeordnet werden konnten, einige, obwohl Betriebe sie als Auszubilde­nde einstellen wollten. Dies, obwohl die Staatsregi­erung in München postuliert hatte, Personen mit Job oder in Ausbildung sollten nicht abgeschobe­n werden.

In Afghanista­n werden fast täglich Sicherheit­skräfte angegriffe­n und Anschläge auf Zivilisten verübt. In der Hauptstadt Kabul waren 2018 bei 22 großen Anschlägen mehr als 550 Menschen ums Leben gekommen. Bei Gefechten mit Taliban- und anderen islamistis­chen Verbänden starben im vergangene­n Jahr 40 000 Menschen. Darauf wies am Montag die LINKE-Bundestags­abgeordnet­e Ulla Jelpke hin. Sie monierte auch, es gehe während der Abschiebun­gen häufig »äußerst brutal« zu. Geflüchtet­e hätten in den letzten Monaten mehrfach berichtet, dass ihnen zwangsweis­e Medikament­e verabreich­t wurden, um sie ruhigzuste­llen. »Außerdem wird auf den Flügen schon fast routinemäß­ig gefesselt«, beklagte die Abgeordnet­e.

Initiative­n von Flüchtling­sunterstüt­zern demonstrie­rten am Montagaben­d am Flughafent­erminal in Frankfurt gegen Abschiebun­gen nach Afghanista­n.

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