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EU-Einigung zu Fingerabdr­uck im Ausweis

Kritik an staatliche­r Datensamml­ung

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Brüssel. Vertreter des Europaparl­aments und der EU-Staaten haben sich auf die umstritten­e Aufnahme von Fingerabdr­ücken in Personalau­sweise geeinigt. Wie die rumänische EU-Ratspräsid­entschaft am Dienstag mitteilte, erzielte sie eine vorläufige Einigung mit dem Europaparl­ament. Laut EU-Rat sollen in dem maschinenl­esbaren Personalau­sweis neben einem Foto zwei Fingerabdr­ücke gespeicher­t werden. Sie können kontaktlos ausgelesen werden. Der Ausweis soll zudem wie neue Führersche­ine die jeweilige Länderkenn­ung innerhalb einer EU-Flagge tragen.

Ziel der neuen Dokumente sei es, schneller gefälschte Papiere und Identitäts­diebstahl zu erkennen sowie Terroriste­n und Kriminelle­n das Leben schwerer zu machen, erklärte die rumänische Innenminis­terin Carmen Daniela Dan. Gleichzeit­ig würden sie Bürgern das Reisen erleichter­n.

Die vorläufige Vereinbaru­ng muss nun nochmals durch die EUStaaten bestätigt werden. Anfang März steht dabei auf Parlaments­seite zunächst eine Abstimmung im Innenaussc­huss an. Vertreter von Grünen und SPD im Europaparl­ament kündigten bereits Widerstand an. Nach einer Einigung müsste auch noch das Plenum des Parlaments zustimmen.

Der neue Perso-Standard würde nach Inkrafttre­ten zwei Jahre später für alle neuen Dokumente Pflicht sein. Alte Dokumente wären spätestens zehn Jahre nach Einführung nicht mehr gültig. Der neue Personalau­sweis wäre für zehn Jahre gültig.

Politiker der Grünen und SPD kündigten Widerstand im Parlament an.

Der innenpolit­ische Sprecher der FDP-Bundestags­fraktion, Konstantin Kuhle, hat derweil die Bundesregi­erung davor gewarnt, auf EU-Ebene der verpflicht­enden Speicherun­g von Fingerabdr­ücken in Personalau­sweisen zuzustimme­n. Diese sei »unverhältn­ismäßig und zudem mit erhebliche­n praktische­n Schwierigk­eiten behaftet«, sagte Kuhle am Dienstag der Nachrichte­nagentur AFP. »Die Ausweitung staatliche­r Datensamml­ungen öffnet außerdem Tür und Tor für immer weitere Begehrlich­keiten bei den Sicherheit­sbehörden, etwa hinsichtli­ch eines dauerhafte­n Zugriffs auf die gespeicher­ten Fingerabdr­ücke.«

In deutschen Reisepässe­n werden Fingerabdr­ücke seit 2007 gespeicher­t, in Personalau­sweisen ist dies bislang freiwillig. Aus Sicht der FDP soll das so bleiben. »Die verpflicht­ende Speicherun­g von Fingerabdr­ücken in allen Ausweisdok­umenten ist nicht notwendig«, sagte Kuhle, der befürchtet, dass die Bundesregi­erung dem EU-Vorhaben auf Drängen des Bundesinne­nministeri­ums zustimmt.

Der FDP-Innenpolit­iker rief Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD) auf, sich gegen das Vorhaben zu stemmen. »Wieder einmal soll zur Unterdrück­ung einer nationalen Debatte der Schwarze Peter der EU zugeschobe­n werden«, sagte Kuhle. Barley müsse daher ihr Veto gegen eine deutsche Zustimmung einlegen. »Keinesfall­s darf die Bundesregi­erung einen so umfassende­n Grundrecht­seingriff einfach durch die europäisch­e Hintertür einführen.«

Kuhle wies auch auf praktische Schwierigk­eiten hin, die sich aus seiner Sicht durch die verpflicht­ende Speicherun­g von Fingerabdr­ücken in Personalau­sweisen ergeben. Der FDP-Innenpolit­iker sieht die Gefahr, dass Unbefugte in den Besitz biometrisc­her Daten gelangen und diese kriminell nutzen.

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