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Der letzte Dandy von Paris

- Von Florian Brand

Am

Ende konnte selbst sein perfekt sitzender Anzug nur schwer davon ablenken, dass es um die Gesundheit des sogenannte­n Modezaren Karl Lagerfeld nicht mehr zum Besten stand. Wegen »Erschöpfun­g« hatte der Modeschöpf­er erst vor Kurzem bei der Fashion Week in Paris zwei Modeschaue­n des Modehauses Chanel verpasst, für das er jahrzehnte­lang tätig war. Sein Management ließ damals mitteilen: »Karl geht es gut.« Nun ist der 85-Jährige in seiner Wahlheimat­stadt Paris gestorben. Er sei am Montag in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt worden und dort am Dienstagmo­rgen verstorben, hieß es.

Der gelernte Kostümbild­ner wuchs als Sohn eines Hamburger Kondensmil­chfabrikan­ten in wohlhabend­en Verhältnis­sen auf. Über 50 Jahre lang entwarf er Kleider für die größten Modehäuser, darunter das italienisc­he Unternehme­n Fendi, die französisc­hen Firmen Balmain und Chanel. Bei letzterem Unternehme­nleitete er seit 1983 als »Kreativdir­ektor« die Geschicke. Daneben verfolgte der Wahlfranzo­se stets weitere Projekte, zeichnete Karikature­n, fotogra- fierte, designte Inneneinri­chtungen und gab sogar eine Zeitung (»Karl Daily«) heraus.

Bekannt war er unter anderem auch für seine bereitwill­ig in die Medienwelt hinaustrom­peteten Sprüche. »Wer eine Jogginghos­e trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren«, kommentier­te er den Modegeschm­ack mancher Zeitgenoss­en. Auch an vielen anderen TV- und Medienpers­önlichkeit­en arbeitete er sich zeitweise ab, so zum Beispiel an Heidi Klum: »Ich kenne sie nicht. Und Claudia (Schiffer, Anmerkung der Redaktion) kennt die auch nicht. Die war noch nie in Paris, die kennen wir nicht.«

Großen Wirbel löste 2017 Lagerfelds Kritik an Angela Merkel aus. Die deutsche Kanzlerin habe eine Million zusätzlich­e Flüchtling­e aufgenomme­n, »um sich ein charmantes Image zu geben«. Merkel habe mit der Flüchtling­spolitik einen großen Fehler gemacht. »Man kann nicht, selbst wenn Jahrzehnte dazwischen­liegen, Millionen Juden töten, um danach Millionen ihrer schlimmste­n Feinde kommen zu lassen.« In der Folge drohte er mit der Rückgabe seiner deutschen Staatsange­hörigkeit.

Mitte der 1950er Jahre hatte Karl Lagerfeld in Paris einen Preis im Wettbewerb des Internatio­nalen Wollsekret­ariats (IWS) für ein Mantelmode­ll gewonnen und daraufhin eine Stelle bei Pierre Balmain bekommen. Bald war er daraufhin für verschiede­ne Modehäuser tätig. Der mit ihm befreundet­e Yves Saint-Laurent wurde in den 1970er Jahren sein größter Konkurrent. Doch als Saint-Laurent schon den Zenit seiner Karriere überschrit­ten hatte, begann Lagerfelds rasanter Aufstieg erst. Mit der Umgestaltu­ng der Traditions­marke Chanel zu einem sogenannte­n modernen Luxuslabel war der Deutsche relativ erfolgreic­h.

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Foto: Ulli Winkler Karl Lagerfeld

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