nd.DerTag

Nehmen und nehmen lassen

Stephan Fischer über bayerische­s Fördertale­nt bei Infrastruk­turgeldern

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Die Reaktionen bewegten sich voraussehb­ar zwischen empörten Verweisen auf die angebliche bayerische Amigowirts­chaft im CSU-geführten Verkehrsmi­nisterium und dem Verweis, dass die Weiß-Blauen eben besser mit Geld umgehen können: Die Bundesverk­ehrsminist­er der CSU sollen in den vergangene­n zehn Jahren besonders viele Gelder nach Bayern geleitet haben.

Den Vorwurf erhoben zunächst die Grünen, das Ministeriu­m wies ihn sofort zurück – Mittel würden nach klaren Kriterien verteilt. Ein genauerer Blick lohnt: Natürlich ist Bayern aufgrund seiner Finanzkraf­t eher in der Lage, Bundesförd­ermittel zu bekommen, die eine Teilfinanz­ierung des Landes erfordert. Eher als das Saarland oder auch das bevölkerun­gsreichere NRW. Und auch der Verweis auf größere Planungska­pazitäten, der Flaschenha­ls bei der Mittelverw­endung, ist nicht verkehrt. Anderersei­ts darf man schon eine Braue heben, wenn ein erhebliche­r Teil der Breitbandf­örderung des Bundes nach Bayern geht. Nun sollten CSU und Verkehrsmi­nisterium keine »Bayern first«-Strategie entwickeln, um sich durch die Hintertür Zahlungen des Länderfina­nzausgleic­hs »zurückzuho­len« – denn der Abstand der Finanzkraf­t liegt eben nicht zuletzt im Zustand der Infrastruk­tur begründet: Wenn Bayern irgendwann mal weniger zahlen will, muss es jetzt auch anderen geben und gönnen können. Das gilt gerade bei Bundesmitt­eln.

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