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Mietervere­in tritt ein für Enteignung­en

- Von Jérôme Lombard

Der Berliner Mietervere­in unterstütz­t die Initiative »Deutsche Wohnen und Co enteignen«. Der Regierende Bürgermeis­ter geht unterdesse­n auf Distanz zu dem Vorhaben.

Der Berliner Mietervere­in (BMV), Interessen­vertretung von rund 170 000 Mietern in der Hauptstadt, unterstütz­t ein Volksbegeh­ren zur Enteignung von großen Wohnungsun­ternehmen. »Wir brauchen diese Initiative, um den nötigen politische­n Druck aufzubauen«, sagte BMV- Geschäftsf­ührer Rainer Wild.

Die von Mietaktivi­sten gestartete Initiative »Deutsche Wohnen und Co enteignen« will private Wohnungsba­uunternehm­en, die mehr als 30 000 Wohnungen in Berlin besitzen, gegen Entschädig­ungszahlun­gen enteignen. Ab April wollen die Aktivisten mit der Unterschri­ftensammlu­ng für einen entspreche­nden Volksentsc­heid beginnen. »Wir werden unsere Mitglieder aufrufen, den Antrag mit ihrer Stimme zu unterstütz­en«, erklärte Wild.

Der Verband Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen (BBU) reagierte verwundert auf die Unterstütz­ungserklär­ung der Mietervert­retung: »Es ist schon überrasche­nd, dass der Mietervere­in gleich eine Wahlempfeh­lung für eine Initiative ausspricht, die den Berliner Mietern nichts bringen wird«, sagte BBU-Pressespre­cher David Eberhart. Enteignung­en schafften weder neuen Wohnraum, noch würden sie zwangsläuf­ig die Mieten günstig halten. »Das hat nun erfreulich­erweise auch der Regierende Bürgermeis­ter erkannt«, so Eberhart.

Michael Müller (SPD) hatte sich im Interview mit der »Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung« (FAZ) gegen die Enteignung von Wohneigent­um ausgesproc­hen. »Ich sehe die Initiative ›Deutsche Wohnen enteignen‹ sehr kritisch«, so Müller in Montagsaus­gabe der FAZ. »Das ist nicht mein Weg und nicht meine Politik. Diskussion­en wie diese helfen den Mieterinne­n und Mietern jetzt überhaupt nicht.«

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