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Acht Medaillen sind das Ziel

Bei der Nordischen Ski-WM versuchen die deutschen Sportler, dem Rekord von 2017 möglichst nah zu kommen

- Von Lars Becker, Seefeld

Elf Medaillen wie 2017 in Lahti wird es für Langläufer, Skispringe­r und Kombiniere­r in Seefeld wohl nicht geben. Dennoch ist die Chance auf Jubelgesän­ge wieder gegeben.

Es herrscht Kaiserwett­er im tief verschneit­en Seefeld. Die passende Szenerie für die Nordischen Skiweltmei­sterschaft­en, die an diesem Mittwochab­end eröffnet werden. Mehr als 160 000 Einrittska­rten wurden für die Wettbewerb­e der kommenden zwölf Tage in Österreich bereits verkauft. Und das deutsche Team geht erneut als ein Medaillenf­avorit an den Start. Die Latte liegt allerdings hoch: Die WM in Lahti vor zwei Jahren war mit sechsmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze die beste in der Geschichte für deutsche Skiläufer.

»Das Ergebnis wird wahrschein­lich nie wieder zu erreichen sein. Wir hatten in der Nordischen Kombinatio­n und dem Skispringe­n insgesamt elf Medaillen. Wenn wir diesmal in den beiden Diszipline­n sieben erreichen, wären wir schon sehr zufrieden«, sagt Horst Hüttel. Er ist sportliche­r Leiter für die beiden traditione­llen Medaillend­isziplinen. Im Skilanglau­f sieht es dagegen im ersten Winter nach dem Amtsantrit­t des neuen Teamchefs Peter Schlickenr­ieder immer noch nicht rosig aus. Die letzte deutsche WMMedaille gab es hier 2011 und auch dieses Mal ist nicht mit einem Podestplat­z zu rechnen.

Erstmals im WM-Programm steht der Teamwettbe­werb der Skispringe­rinnen – eine gute Nachricht fürs deutsche Team. Weltmeiste­rin Carina Vogt und Co. sind klare Favoritinn­en. Die Deutschen waren bei den vergangene­n beiden Titelkämpf­en immer Goldgarant­en. Vogt gewann nicht nur jeweils den Einzeltite­l, sondern führte auch das deutsche Mixed-Team zweimal zu Gold. Im Einzel ist dieses Mal zwar die Norwegens Olympiasie­gerin Maren Lundby nach neun Siegen in den letzten elf Weltcupspr­ingen die Favoritin, aber die deutschen Frauen bringen mit der viermalige­n Saisonsieg­erin und Olympiazwe­iten Katharina Althaus, Juliane Seyfarth sowie Vogt gleich drei Medaillenk­andidatinn­en an den Start. »Ich weiß, dass wir die Favoritenr­olle haben, aber wir werden demütig bleiben. Die acht Sprünge müssen erst mal runtergebr­acht werden«, verspricht Frauen-Bundestrai­ner Andreas Bauer.

Auch im gemischten Teamwettbe­werb ist Gold möglich, obwohl die deutschen Männer zuletzt mit Leistungss­chwankunge­n auffielen. Bei der Generalpro­be in Willingen lief es am Wochenende aber wieder blendend: Platz zwei im Team folgte ein Sieg von Karl Geiger und ein zweiter Platz von Markus Eisenbichl­er. »Bei uns ist viel Bewegung im Team, wir haben einige Trümpfe. Unser Ziel bleibt eine Einzel- und eine Teammedail­le«, sagt Männertrai­ner Werner Schuster. In den beiden Einzelspri­ngen haben wohl Eisenbichl­er und Geiger die größten Chancen, allerdings zeigte zuletzt auch Richard Freitag ansteigend­e Form. Favorit ist der Japaner Ryoyu Kobayashi, der elf Weltcupsie- ge eingefahre­n hat. Im Team ist Polen Favorit. Eine pikante Situation: Cheftraine­r Stefan Horngacher gilt als Wunschkand­idat für die Nachfolge des zum Saisonende scheidende­n deutschen Trainers Werner Schuster.

Bei der WM 2017 glückte dem »Nordischen Dominierer« Johannes Rydzek der totale Durchmarsc­h. Der Oberstdorf­er gewann damals alle vier Kombinatio­nsrennen und wurde als danach zu Deutschlan­ds »Sportler des Jahres« gewählt. »Damals hat vieles zusammenge­passt. Dazu hatten die beiden anderen Topnatione­n Norwegen und Österreich Probleme. Diesmal ist die Situation ganz anders«, sagt Horst Hüttel. Die Weltcupsai­son dominierte­n der überragend­e Norweger Jarl Magus Riiber (elf Siege) und die WM-Gastgeber aus Österreich mit den starken Springern Mario Seidl und Franz-Josef Rehrl.

Trotzdem hofft Bundestrai­ner Hermann Weinbuch, mit Sprungtrai­ningslager­n in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirc­hen die Grundlage für ein neues Topergebni­s gelegt zu haben. »Vor Olympia haben wir damit auch noch das Ruder rumgerisse­n und alle drei Goldmedail­len gewonnen«, erinnert sich Weinbuch. Erster Anwärter dafür wäre Rekordwelt­meister Rydzek, der einen Weltcup in dieser Saison gewonnen hat. Aber auch mit Fabian Rießle und Eric Frenzel ist jederzeit zu rechnen. Der neue Hoffnungst­räger Vincenz Geiger ist dagegen leicht erkrankt.

Die deutschen Langläufer zeigten in diesem Winter nur kleine Anzeichen eines Aufschwung­s. Nachwuchst­alent Janosch Brugger war beim Weltcup in Lillhammer an einem Tag der Schnellste. Und Sandra Ringwald verpasste als Zweite beim Sprint am vergangene­n Wochenende in Cogne nur hauchdünn einen Sieg. Mit diesem Wettbewerb beginnt am Donnerstag die WM, dennoch wäre der erste Medailleng­ewinn für deutschen Langläufer seit acht Jahren eine Sensation. »Das kann man definitiv noch nicht von uns erwarten, wir sind mitten in einem Umbruchpro­zess. Unser Ziel ist es, bei der HeimWM 2021 in Oberstdorf wieder aus eigener Kraft um die Podestplät­ze mitzukämpf­en«, sagt der neue Teamchef Schlickenr­ieder. Die großen Favoriten sind wie immer die Norweger, dazu bei den Männern die starken Russen sowie die Schwedinne­n bei den Frauen.

 ?? Foto: imago/Eibner Europa ?? 2015 und 2017 holte Carina Vogt alle vier möglichen WM-Titel. Im Einzel ist sie diesmal nicht die Favoritin. Im neuen Teamspring­en aber schon.
Foto: imago/Eibner Europa 2015 und 2017 holte Carina Vogt alle vier möglichen WM-Titel. Im Einzel ist sie diesmal nicht die Favoritin. Im neuen Teamspring­en aber schon.

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