Trinkwasser wird immer kostbarer
UN-Bericht: Bedarf könnte bis 2050 um 30 Prozent steigen
Paris. Der weltweite Wasserbedarf wird nach Einschätzung der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 um 20 bis 30 Prozent steigen. Laut dem am Dienstag veröffentlichten jährlichen UN-Weltwasserbericht haben aber schon heute 844 Millionen Menschen keinen verlässlichen Zugang zu Trinkwasser. Gleichzeitig droht durch den Klimawandel zunehmende Wasserknappheit.
Besonders betroffen von schlechter Wasserversorgung sind dem Bericht zufolge die Menschen in den ärmsten Regionen der Erde. In den am wenigsten entwickelten Ländern lebten 62 Prozent der Stadtbewohner in Elendsvierteln, erklärte der führende Autor des Berichts, Richard Connor.
Um die Wasserversorgung zu verbessern und sie für die Zukunft zu sichern, rufen die Vereinten Nationen Staaten zu Großinvestitionen auf. Wohlhabendere sollten zudem mehr Geld für ihr Wasser zahlen. Schätzungen zufolge sind jährlich 114 Milliarden Dollar nötig – das Dreifache der bisherigen Summe.
Es ist der globale Menschenkiller Nummer eins: der Mangel an sauberem Trinkwasser und an sicherer Abwasserentsorgung. 780 000 Menschen sterben jährlich an Ruhr und Cholera – das sind laut der UNO mehr Opfer als durch Konflikte, Erdbeben und Epidemien.
Es ist die größte existierende Menschenrechtsverletzung auf dem Planeten. Denn seit Juli 2010 ist das Menschenrecht auf Wasser verbrieft. Damals schloss sich die UNO-Generalversammlung nach längerem Widerstreben der von Bolivien unter Präsident Evo Morales vorgelegten Beschlussvorlage an. Doch die Verbriefung des Rechts auf Wasser und Zugang zu sanitärer Versorgung hat an der Realität nichts geändert: Weltweit haben 2,1 Milliarden Menschen nicht durchgängig Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Es gibt Wege, diese Realität zu ändern. Sie erfordern milliardenschwere öffentliche Infrastruktur-Investitionen, denn mit der Wasserversorgung der armen Menschen lässt sich privat offensichtlich über Trinkwasserlaster weit besser Profit machen als über den Bau von Wasserleitungen. Es ist seit Langem bekannt: Bei einem weltweiten Wassermanagement und geeigneter Bewirtschaftung – angefangen beim Wasserverbraucher Nummer eins, der Agrarwirtschaft – würde laut UNO das Wasser für alle Menschen reichen. Der politische Wille zum Umsteuern dafür ist jedoch nicht in Sicht.