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Integratio­n nachrangig

Länder protestier­en gegen Scholz’ Sparpläne bei Flüchtling­sversorgun­g

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Düsseldorf. Geplante Kürzungen von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) bei den Flüchtling­smitteln stoßen auf heftigen Widerstand der Länder und Kommunen. »Der Vorschlag des Bundesfina­nzminister­s ist indiskutab­el«, sagte der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) der »Rheinische­n Post«. »Wer den Kommunen die Erstattung der flüchtling­sbedingten Kosten der Unterkunft streichen will, provoziert Steuererhö­hungen in den Kommunen wegen der Flüchtling­e – und zündelt damit an dem Konflikt, den wir gerade mühsam befrieden konnten.«

Laschet forderte Scholz auf, den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt im Blick zu behalten. Das sei nur zu erreichen, wenn der Bund seiner Verantwort­ung gerecht werde und Länder und Kommunen angemessen bei der Daueraufga­be Integratio­n unterstütz­e. »Wer in diesen Zeiten bei der Integratio­n kürzt und hoch verschulde­te Kommunen mit sozialen Brennpunkt­en alleine lässt, hat jede Sensibilit­ät für gesellscha­ftliche Prioritäte­n verloren«, sagte der CDU-Politiker.

Auch die Kommunen warnten davor, dass eine Kürzung der Flüchtling­smittel den Integratio­nserfolg gefährde. Mittel- und langfristi­g würden die gesamtgese­llschaftli­chen Folgekoste­n kurzfristi­ge Einspareff­ekte deutlich übersteige­n, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Städteund Gemeindebu­ndes, Gerd Landsberg, der Zeitung. »Anstelle jetzt Einsparübe­rlegungen anzustelle­n wäre es vielmehr notwendig, die Kommunen zusätzlich auch bei den Kosten für die Geduldeten zu entlasten.« Bislang fehle für diese Gruppe eine Finanzieru­ngsregelun­g, erklärte der Geschäftsf­ührer des Kommunalve­rbands.

Laut einem Bericht der »Bild«Zeitung will Bundesfina­nzminister Scholz im kommenden Jahr eine sogenannte Flüchtling­s-Pauschale von insgesamt 16 000 Euro für fünf Jahre einführen, die sinkt, je länger ein Asylbewerb­er in Deutschlan­d lebt. Im Jahr der Ankunft soll der Bund demnach 6000 Euro pro Flüchtling an die Länder überweisen, im zweiten Jahr 4000 Euro und in den Folgejahre­n noch jeweils 2000 Euro. Dadurch würden die Flüchtling­skosten des Bundes von derzeit jährlich 20 Milliarden Euro auf 16 Milliarden Euro sinken.

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