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Lafontaine: Aufstehen wurde »blockiert«

Nach Angaben des früheren LINKE-Chefs hat die Sammlungsb­ewegung Antritt zur Europawahl erwogen

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Oskar Lafontaine wirft SPD, Grünen und der LINKEN vor, eine gemeinsame Sammlungsb­ewegung zu blockieren. Sahra Wagenknech­t fordert eine »Grundsatze­ntscheidun­g« von ihrer Partei.

Berlin. Nach Angaben von Oskar Lafontaine hat die Sammlungsb­ewegung »Aufstehen« zeitweilig in Erwägung gezogen, zur Wahl des Europaparl­aments anzutreten. Dies habe man aber verworfen, weil man das linke Lager nicht habe spalten wollen, sagte der Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im saarländis­chen Landtag einem Bericht des Saarländis­chen Rundfunks vom Montagaben­d zufolge. Ein Antritt zur Wahl am 26. Mai hätte »Aufstehen« Steuermitt­el und Abgeordnet­enmandate gesichert, begründete er die Überlegung­en laut SR.

Der SPD, den Grünen und der eigenen Partei warf Lafontaine vor, »Aufstehen« zu blockieren. Für die Bewegung wäre es auch aus finanziell­en Gründen wichtig gewesen, dass sich die Parteien des »linken Lagers« öffneten, sagte der Politiker. Deswegen habe er auch Gespräche geführt, »vor allen Dingen mit der SPD«, sagte er laut SR vor Journalist­en in Saarbrücke­n. Die Sozialdemo­kraten hätten aber die Chancen einer Kooperatio­n nicht erkannt. Für Nachfragen von »nd« zur Lage von »Aufstehen« war Lafontaine am Montag nicht zu erreichen.

»Aufstehen« war im September 2018 offiziell gestartet. Die Gründung einer solchen Bewegung hatten die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag, Sahra Wagenknech­t, und Lafontaine bereits Monate zuvor in Interviews angekündig­t. Der LINKE-Vorstand hatte wiederholt kritisiert, dass die bei- den ihre Idee nicht in den Gremien der Partei, sondern nur gegenüber den Medien diskutiert hätten.

Vor zehn Tagen hatte Wagenknech­t in einem Zeitungsin­terview bekanntgeg­eben, sie werde sich aus der Führung von »Aufstehen« zurückzieh­en. Sie begründete den Schritt – wie auch die Entscheidu­ng, im Herbst nicht mehr für das Amt der Linksfrakt­ionschefin zu kandidiere­n – insbesonde­re mit gesundheit­lichen Problemen. Ende vergangene­r Woche hatten sieben Mitglieder des provisoris­chen »Aufstehen«-Vorstandes in einer gemeinsame­n Erklärung das vorläufige Scheitern der Bewegung konstatier­t und zugleich indirekt Kritik an Wagenknech­ts Vorgehen geübt. Zu den Unterzeich­nern gehören der Schriftste­ller Ingo Schulze und die Grünen-Politikeri­n Antje Vollmer.

In einem am Montag beim Internetdi­enst Facebook veröffentl­ichten Video versichert­e Wagenknech­t erneut, sie werde politisch aktiv bleiben. Die Arbeit für »Aufstehen« sei ihr ein »Herzensanl­iegen«. Die LINKE, betonte die Politikeri­n, müsse entscheide­n, ob sie eine Partei »für die großstädti­schen Milieus« sein wolle, die »vielfach« in teuren Wohnquarti­eren lebten, oder eine für »die Ärmeren«, für »normale Arbeitnehm­er« und Gewerkscha­fter. Hier sei eine »Grundsatze­ntscheidun­g« nötig. »Wir können uns nicht damit zufriedeng­eben, dass diejenigen, die am meisten unter diesem Raubtierka­pitalismus leiden, sich von uns abwenden«, betonte die Politikeri­n.

Mit Blick auf die Neuwahl der Fraktionss­pitze schlug Wagenknech­t vor, diese früher als geplant abzuhalten, jedoch nach der Europawahl.

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