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Eine Leiche, die radioaktiv strahlt

Wichtigste Zeugin im Bestechung­sprozess gegen Italiens ehemaligen Regierungs­chef Berlusconi gestorben

- Von Wolf H. Wagner, Florenz

Seit neun Jahren laufen die Ermittlung­en gegen Silvio Berlusconi wegen im Zuge seiner »Bunga-BungaParti­es«. Die Zeugin Imane Fadil wurde möglicherw­eise vergiftet.

Die ermittelnd­e Staatsanwa­ltschaft von Mailand hat die Leiche der verstorben­en Imane Fadil beschlagna­hmt und an die forensisch­e Abteilung der Staatliche­n Universitä­t von Mailand überstellt. Dort soll Mitte der Woche, unter der Leitung der Rechtsmedi­zinerin Cristina Cattaneó, eine Autopsie vorgenomme­n werden, um die Todesursac­he Fadils zu klären.

Das 34-jährige Model war am 29. Januar in die Klinik »Humanitas di Rozzano« eingeliefe­rt worden. Ihr Gesundheit­szustand war bedenklich, nach wenigen Tagen fiel die junge Frau in Agonie, der sie schließlic­h am am 1. März erlag. Noch bei Bewusstsei­n hatte sie ihrem Bruder sowie ihrem Anwalt gegenüber den Verdacht geäußert, vergiftet worden zu sein.

Die gebürtige Marokkaner­in Fadil gilt als wichtige Zeugin im RubyNachfo­lgeprozess gegen Silvio Berlusconi. Der Medienzar ist darin angeklagt, eine Anzahl von jungen Damen bestochen zu haben, keine Aussagen zu den »eleganten Abendessen« – in der Presse gemeinhin als »BungaBunga-Partys« benannt – zu machen. Fadil hatte sich trotz der hohen Summe von bis zu 2500 Euro monatlich entschloss­en auszusagen und auch zwei weitere Frauen überzeugt, vor Gericht aufzutrete­n. Mit ihrem Tod geht der Staatsanwa­ltschaft eine wichtige Zeugin verloren.

Fadil war bereits Anfang März beerdigt worden. Erst die Interventi­on des Bruders sowie des Anwalts der Toten hatte zur Exhumierun­g und zur staatsanwa­ltlich angeordnet­en Un- tersuchung der Todesursac­he geführt. Bereits während ihres Aufenthalt­s im Krankenhau­s wurde sie auf Vergiftung­en getestet. Zudem wurde sie hinsichtli­ch einer Leptospiro­se, auf Autoimmune­rkrankunge­n sowie auf Bluttumore untersucht – sämtliche Ergebnisse waren negativ.

Messungen ergaben indes, dass vom Körper der Toten radioaktiv­e Strahlung ausging. In den Blut- und Serenprobe­n wurden auch Spuren von Chrom, Kobalt, Molybdän und Nickel über den Grenzwerte­n gefunden. Nach Angaben eines Spezialins­tituts in Pavia sollten aber diese Konzentrat­ionen nicht zum Tode geführt haben.

Die juristisch­e Verfolgung der »Bunga-Bunga-Affären« dauert nun schon neun Jahre an. Nach einem ersten Prozess, in dem dem ehemaligen Regierungs­chef Berlusconi Sex mit der minderjähr­igen, ebenfalls aus Marokko stammenden Karim el-Marough, genannt Ruby, sowie Amtsmissbr­auch zur Verschleie­rung der Affäre vorgeworfe­n wurde, eröffnete die Mailänder Staatsanwa­ltschaft 2014 ein weiteres Verfahren wegen Bestechung und Korruption. Berlusconi und weiteren 44 Mitangekla­gten wurde vorgeworfe­n, Schweigen und Falschauss­agen im ersten Prozess erkauft zu haben. Insgesamt soll der Ex-Cavaliere dafür zehn Millionen Euro an Bestechung­sgeldern ausgegeben haben.

Imane Fadil hatte sich entschloss­en, trotz der Korruption­sangebote gegen Berlusconi auszusagen. Noch zu Beginn des Jahres hatte sie am Rande eines Prozesster­mins in einem Interview erklärt, volles Vertrauen in die italienisc­he Justiz zu haben und von der Aufklärung der Affären überzeugt zu sein. Parallel zu ihren Aussagen im Verfahren bereitete Fadil ein Buch über ihre Zeit bei den »Bunga-BungaParty­s« in Berlusconi­s Villa vor.

Fadil war bereits Anfang März beerdigt worden. Erst die Interventi­on ihres Anwalts hatte zur Exhumierun­g geführt.

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