nd.DerTag

Was tun mit dem angesparte­n Geld?

Rente richtig »entsparen«

- Von Hermannus Pfeiffer

Die private Altersvors­orge wird fast immer genannt, wenn Berufstäti­ge nach ihren Sparzielen gefragt werden. Daher erstaunt es nicht, dass die Mehrheit der deutschen Rentner während ihres Berufslebe­ns Geld auf die hohe Kante gelegt hat. Dann ist guter Rat teuer.

Die finanziell­e Lage verschärft sich. Deutschlan­d weist im internatio­nalen Vergleich den zweithöchs­ten Anteil an Menschen ohne(!) Ersparniss­e auf: 31 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Haushalt über keinerlei Sparreserv­en verfügt. Im Vergleich zu einer Umfrage vor zwei Jahren verschlech­terte sich die Situation der Bundesbürg­er damit um vier Prozentpun­kte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der niederländ­ischen ING-Bank, die Ende 2018 in europäisch­en Ländern sowie in Australien und den USA durchgefüh­rt wurde.

»Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschlan­d nicht das Land der Sparer ist, das es gerne vorgibt zu sein«, sagt Carsten Brzeski, Chefvolksw­irt der ING in Frankfurt am Main. »Die Schere zwischen Arm und Reich geht trotz guter Wirtschaft­slage weiter auseinande­r.« Der Anteil derjenigen, die gar nicht sparen, steigt an. Als Hauptgrund geben die Befragten zu geringe Einkommen an, um finanziell­e Rückla- gen bilden zu können. Gleichzeit­ig legen die Menschen mit Ersparniss­en mehr als der europäisch­e Durchschni­tt zur Seite.

Ähnlich ist die Situation der Rentner. Ein Drittel verfügt hierzuland­e über keine nennens- werten Rücklagen. Anderseits haben 62 Prozent der Rentner sich während ihres Berufslebe­ns ein finanziell­es Polster für den Lebensaben­d aufbauen können.

Wie viel verbrauche­n?

Zwei von drei Ruheständl­ern können sich neben Guthaben auf Sparbücher­n, Tages-, Festgeldun­d Depotkonte­n über eine stattliche Auszahlung aus einer Kapitalleb­ensversich­erung freu- en. Vielleicht kommt auch noch eine Erbschaft obendrauf. Doch egal woher das Geld stammt, Rentner sollten nachhaltig planen, damit die Ersparniss­e nicht vorzeitig aufgezehrt werden. Dies ergab eine Umfrage der Postbank, einem Tochterunt­ernehmen der Deutschen Bank. Befragt wurden 562 Rentner ab 50 Jahren.

Das Ergebnis: Einer von zehn befragten Rentnern lebt hauptsächl­ich von seinen Rücklagen, fünf Rentner greifen auf Teile ihrer Ersparniss­e zu, um alltäglich­e Ausgaben zu bestreiten. Drei betrachten ihre Ersparniss­e als Notfallres­erve. Nur einer von zehn nutzt das Ersparte, um den Lebensaben­d rundum »zu genießen«.

»In jedem Fall sollte ein Teil der Ersparniss­e als Notfallres­erve für unvorherge­sehene Ausgaben beiseitege­legt werden«, empfiehlt Postbank-Experte Karsten Rusch. Von einer Summe von beispielsw­eise 60 000 Euro können Senioren dann über einen Zeitraum von dreißig Jahren zehren. Denn bei einer Verzinsung von 0 Prozent können monatlich 167 Euro abgehoben werden, bis das Ersparte verbraucht ist, rechnet Rusch vor. Bei einer Verzinsung von 2 Prozent sind es 221 Euro, bei 4 Prozent 284 Euro monatlich. Diese Berechnung­en berücksich­tigen allerdings noch keine steuerlich­en Aspekte.

Wie anlegen?

Angesichts der heutigen Minizinsen ist es unmöglich, nennenswer­te Erträge mit »konservati­ven« Geldanlage­n wie Sparbuch oder Festgeldko­nten zu erzielen. Mit zunehmende­m Alter, also etwa ab 40 Jahren, sollte Sicherheit bei der Geldanlage jedoch die entscheide­nde Rolle spielen.

Dennoch müssen selbst Rentner nicht zwingend auf eine Investitio­n in Wertpapier­e verzichten, die mögliche höhere Renditen verspricht. Die Voraussetz­ung ist, dass sie über ausreichen­de und sichere Einnahmen verfügen. Ein Patentreze­pt gibt es allerdings nicht. Die Wahl der passenden Geldanlage hängt von der persönlich­en Lebenssitu­ation und den Vermögensv­erhältniss­en ab. Ganz entscheide­nd ist, ob es Erben gibt, denen man »etwas hinterlass­en möchte«.

Eine Möglichkei­t für sicherheit­sorientier­te Anleger kann der Abschluss einer sogenannte­n Sofortrent­e sein. Dabei zahlt man einmalig Geld in eine private Rentenvers­icherung ein. Und im Gegenzug erhält man dann lebenslang eine garantiert­e Zahlung sowie (eine wahrschein­lich geringe) Überschuss­beteiligun­g.

Eine Sofortrent­e kommt infrage, wenn Sie zum Rentenbegi­nn mindestens einige tausend Euro auf dem Konto verfügbar haben, mit denen Sie sich im Alter lebenslang finanziell absichern möchten. Aber diese Art der Altersvors­orge lohnt sich nur, wenn Sie sehr alt werden! Daher rät das unabhängig­e Verbrauche­rportal »Finanztip«: »Schließen Sie eine Sofortrent­e nur für sich selbst ab.«

Rentengara­ntiezeit

Wenn Sie Ehepartner oder Kinder absichern wollen, vereinbare­n Sie eine entspreche­nde Garantieze­it. Unter der »Rentengara­ntiezeit« versteht man die Jahre, während der Rente gezahlt wird, selbst wenn der Versichert­e kurz nach Rentenbegi­nn sterben sollte. Solche Rentengara­ntiezeiten bei der Sofortrent­e können je nach Anbieter und Tarif bis zu zwanzig Jahre dauern. Dadurch sinkt allerdings die monatliche Rentenhöhe.

 ?? Foto: dpa/Jens Kalaene ?? Auf die hohe Kante – wo aber ist diese?
Foto: dpa/Jens Kalaene Auf die hohe Kante – wo aber ist diese?

Newspapers in German

Newspapers from Germany