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»Unsere Welt ist bunt. Und das ist auch gut so ...«

Von Bitterfeld nach Xi’an: Thomas Meixner radelte diesmal entlang der neuen Seidenstra­ßen

- Suzanne Marlé

Seit gut zwei Dezennien reist er mit dem Drahtesel um die Welt – Thomas Meixner, ehemaliger Fahrradver­käufer. Erstmals begab er sich auf diese Art auf den Weg zu den Olympische­n Spielen in Sydney im Jahr 2000: »Daraus ist eine Weltreise geworden, auf der ich dann dreieinhal­b Jahre unterwegs war.« Zurück zu Hause überkam ihn alsbald wieder das Fernweh. »Inzwischen ist das Reisen für mich zum Beruf geworden.«

Meixner schreibt Bücher und hält Vorträge über seine Erkenntnis­se und Eindrücke unterwegs. Immer wieder wird er gefragt, warum er sich abstrampel­e und quäle, gebe es doch bequemere und schnellere Mög- lichkeiten, ferne Kontinente und fremde Kulturen zu erkunden. Meixner kann triftige Gründe nennen: Zum einen kommt er weiter mit weniger Geld, zum anderen sind die Erlebnisse intensiver als bei Reisen per Bus, Auto oder, »was das Schlimmste wäre«, per Flugzeug.

Von Island bis Südafrika, durch Sibirien nach Wladiwosto­k, durch die Mongolei und nach China zog er seine Bahnen. Zentralasi­en gehört zu seinen Lieblingsz­ielen, weil: »Die Weiten von Wüste und Steppe, die besondere Gastfreund­schaft der Bevölkerun­g, die teilweise archaische Lebensweis­e der Menschen, die ursprüngli­che, vom modernen Westen noch nicht so beeinfluss­te Kultur, all das fasziniert mich.« Fasziniert ist er auch von zwei berühmten Globetrott­ern des 14. Jahrhunder­ts: Ibn Battuta und Marco Polo. Auf dessen Spuren begab er sich im Frühjahr und Sommer vergangene­n Jahres. Und darüber berichtet er in seinem neuen Buch, in dem er eingangs zunächst seine Reiselust mit der Reiseunfre­iheit in der DDR begründet. Seine erste Fernreise unternahm er mit Freunden im Trabi durch Westsibiri­en, die zweite mit zwei DDR-Lastern durch Marokko. Auch diese Zeitung berichtete schon über ihn. In seinem neuen Buch erklärt er auch, warum er lieber altertümli­chen Karten statt GPS vertraut.

Seine jüngste Reise führte ihn wieder gen Osten. Die Nachrichte­n über die neuen Seidenstra­ßen hatten ihn neugierig gemacht. Meixner berichtet über die erste Herausford­erung vor jeder Reise: das Packen. Man muss für alle Eventualit­äten gerüstet sein. Diesmal war er auch mit einem Helm mit Digitalkam­era ausgestatt­et – zuvor hatte er nur Dia-Filme gemacht, was ihn als ein Kind der DDR ausweist.

Am 4. April war Aufbruch in Bitterfeld, zur Verabschie­dung erschienen nicht nur ein Redakteur nebst Kameramann, sondern Familie und Freunde. Beim Anblick des 7134 Meter hohen Pik Lenin im Pamirgebir­ge wäre er gern hochgekrax­elt, blieb aber der Seidenstra­ße treu. Beeindruck­end vor allem seine Schilderun­gen des Alltags der fleißigen Menschen in China. »Sie arbeiten von morgens bis abends und verändern das Riesenreic­h in rasanter Geschwindi­gkeit.« Sehnsuchts­endstation ist das altehrwürd­ige wie hochmodern­e Xi’an. Sein Fazit: »Unsere Welt ist bunt. Und das ist auch gut so, wenn auch nicht immer einfach.«

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