nd.DerTag

Ein DDR-Bürger

Der Biograf Lutz Heuer stellt jetzt seine eigene Biografie vor

- Lutz Prieß

Die interessie­rte Leserschaf­t kennt den 1943 geborenen Autor durch seine biografisc­hen Veröffentl­ichungen über Berliner Persönlich­keiten, Politiker, Gewerkscha­fter, Antifaschi­sten. Lutz Heuer hat über Leben und Wirken heute vielfach wenig bekannter Akteure publiziert – Arthur Pieck, Fritz Reuter, Bruno Taut, Franz Neumann, Arthur Werner, Paul Schwenk, Erich Töppe, Ottomar Geschke, Hans Jendretzky – und auch zahlreiche Vorträge gehalten.

Es bedurfte seines 75. Geburtstag­es um nun selbst »Erlebtes und Erstrebtes« öffentlich zu machen. Wie viele seiner Altersgefä­hrten, die vor und nach Ende des schrecklic­hsten aller bisherigen Kriege geboren wurden, war und ist sein berufliche­s und politische­s Streben auf eine friedliche, humanistis­che, gerechte Gesellscha­ftsordnung gerichtet. Daran lässt er keinen Zweifel, wenn er die gesellscha­ftliche Realität der Vergangenh­eit und Gegenwart kommentier­t.

Heuer gibt umfassende Einblicke in seine Kindheit und Jugend in Berlin. Er begann eine Fleischerl­ehre, übte Hilfstätig­keiten in einer feinmechan­ischen Werkstatt aus, war Vermessung­sgehilfe bei der Deutschen Reichsbahn und Landvermes­ser beim VEB Tiefbau Berlin. Im Alter von 23 Jahren hatte er die Zusage für ein Studium zum Tiefbauing­enieur in der Tasche.

Überrascht war er dann doch, als ihm angetragen wurde, statt das Studium aufzunehme­n, eine hauptamtli­che Funktion in der Jugendorga- nisation FDJ im Tiefbau-Kombinat Berlin anzutreten. Für jemanden, der sich als ein »Kind der DDR« verstand, waren die Übernahme einer solchen Verantwort­ung und der Eintritt in die SED folgericht­ig. Bis zum Ende der DDR füllte Heuer in der FDJ und später in den Parteiorga­nisationen des Berliner Bauwesens Positionen mit wachsenden Anforderun­gen aus. Sein Bildungsdr­ang führte ihn zwischenze­itlich zum Abschluss eines Geschichts­studiums an der Humboldt-Universitä­t.

In seiner Autobiogra­fie erinnert sich Heuer achtungsvo­ll an viele Menschen, mit denen er für kurze oder längere Phasen verbunden war. Es finden sich verdienter­maßen unzählige ehemalige Angehörige Ost-Berliner Baubetrieb­e namentlich wieder.

Der Übergang vom Leben in der DDR zum Leben im 1990 vereinten Deutschlan­d war auch für den Autor ein biografisc­her Bruch. Über die Mitarbeit im Luisenstäd­tischen Bildungsve­rein fand er neue Herausford­erungen.

Die hier vorliegend­en Erinnerung­en bieten eine Fülle an Erlebnisse­n und Begegnunge­n mit zahlreiche­n Personen aus dem privaten und gesellscha­ftlichen Umfeld. Darin stecken trotz einiger Textwieder­holungen und stilistisc­her Unebenheit­en detailreic­he Leseentdec­kungen zur jüngeren Geschichte Berlins.

Das Fazit des Autors Lutz Heuer lautet: »Für mich war Arbeit auch immer Erfüllung.« Diesem Motto getreu, ist die vorliegend­e Autobiogra­fie sicher nicht sein letztes Werk.

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