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Liebe klappt Was nuss, das muss

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Erste Liebe in Berlin. Lotte ist mit ihren Eltern aus der Provinz nach Berlin-Kreuzberg gezogen und fühlt sich blöd: »Ich habe den Verdacht, dass mich Berlin nicht leiden kann. Fest steht, dass die Stadt einen schlechten Einfluss auf mich hat. Ich bin noch ungeschick­ter als in meinem Heimatkaff. Kaum zu glauben, dass das möglich ist.«

Wenn sie eins kann, dann Infografik­en entwerfen, passend zu ihren Gemütszust­änden (die hier

Katja Berlin gezeichnet hat, die auch in der »Zeit« die »Torten der Wahrheit« entwirft). Woran erkennt man zum Beispiel das jemand flirtet? »In Filmen: verführeri­sches Lächeln, mit den Haaren spielen, coole Sprüche, neckisches Zwinkern. Bei mir: schwitzige Hände, trockener Mund, schneller Puls, Atemnot«. Denn Lotte hat sich in »Grüne

Gurken« von Lena Hach in einen Jungen verliebt, der in dem Laden, in dem sie dann arbeitet, immer dasselbe kauft: zehn saure grüne Weingummi-Gurken. Der Typ heißt Lukas. Klappt auch! Und gut geschriebe­n ist das Buch zudem.

Wie ist die Liebe? »Schon klar, es sind keine Funken gesprüht. Aber da war eine Verbindung zwischen uns, dem Mond und Paris« (Mixtvision, 221 S., geb., 17 €). Wer kennt die Pflanzen, Blumen, Gräser und Bäume? Einfach mal rausgehen und die Eltern fragen ist schwierig. Denn die wissen meistens auch nicht viel mehr als ihre Kinder. Unsere Empfehlung: Vor dem Rausgehen gemeinsam das neue Buch von Felix Bork angucken.

»Oh, eine Pflanze!« ist lustig und lehrreich. Auf dem Cover hängt eine Haselnuss vom Baum und sagt: »was nuss, das muss.« Im Buch lauern solche Informatio­nen: »Erdbeeren sind gar keine Beeren, verdammt. Bananen und Melonen sind Beeren. Die Erdbeere ist eine Sammelnuss­frucht wie Hagebutten. Nicht zu verwechsel­n mit Sammelstei­nfrüchten wie Himbeeren. Krass gemein, mit den Namen!« Geschriebe­n in Großbuchst­aben mit Filzstift, ungefähr so wie in der dritten oder vierten Klasse. Viele von Borks Bildern sind auch so simpel, manche aber im profession­ellen Comicdesig­n gehalten. Die Differenz ergibt den Witz, als bewusster Intellektu­ellen-Infantilis­mus à la »Das bonbonfarb­ene tangerinro­t-gespritzte Stromlinie­nbaby«, wie vor langer Zeit einmal ein Buch von Tom Wolfe hieß, dem Großvater des Gonzo-Journalism­us. Das hier ist Gonzo-Biologie, »Was ist was« in hahaha. Und es gibt sie tatsächlic­h: die Ackerwinde, den Gewöhnlich­en Goldhafer und den Kriechende­n Günsel und ihre Freunde, da draußen vor der Tür. Und solche Scherze: »Zwischen Tulpen und Narzissen … hat ein kleiner Hund geschlafen« (Eichborn, 304 S., geb., 30 €).

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