Klimaziele auf dem Papier
Emissionen sind bei weitem nicht so stark gesunken, wie sie müssten
Die Klimaschutzziele weltweit beziehen sich meist auf das Ausgangsjahr 1990 – dieses wurde im Rahmen des ersten Klimaabkommens, des Kyoto-Protokolls, gesetzt, um Vergleichbarkeit zu erreichen. Dusel für die Bundesrepublik: Mit der Deindustrialisierung Ostdeutschlands als Folge des Treuhand-Kahlschlags nach der Wende gingen die CO2-Emissionen innerhalb von nicht einmal zehn Jahren um rund 20 Prozent zurück. Seither gab es nur noch einmal einen nennenswerten Rückgang: 2009 bei der tiefen Rezession infolge der Weltwirtschaftskrise. Mit dem Aufschwung danach stiegen die Emissionen in vielen Jahren sogar wieder an. Der Rückgang 2018 war auf den milden Winter zurückführen: Es wurde weniger geheizt.
Dabei ist die Ausgangslage glasklar: Die Bundesregierung hat sich verpflichtet, gegenüber dem Jahr 1990 den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 55 Prozent und bis 2040 um mindestens 70 Prozent zu reduzieren. 2050 soll Deutschland weitgehend treibhausgasneutral wirtschaften. Ende 2018 lag man aber gerade einmal bei 30,6 Prozent. Das Erreichen des Ziels für 2020 hat die schwarz-rote Koalition bereits abgesagt. Diese Lücke muss bis 2030 aufgeholt werden und der Rückgang daher stärker ausfallen. In den acht relevanten Sektoren gab es zwei Vorreiter: Die Energiebranche senkte – auch dank des Ausbaus der Erneuerbaren – bisher den Ausstoß um über ein Drittel. Bei über 40 Prozent lag der Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (ohne Industrie!), was auf weniger Heizenergie und stromsparende Maßnahmen etwa bei der Beleuchtung zurückgeführt wird.