nd.DerTag

Licht am schwarzen Freitag

Für Kurt Stenger sind Klimaprote­ste mehr denn je nötig

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Deutsche bestellen bekanntlic­h gerne im Internet und schicken die meisten Pakete dann wegen Nichtgefal­lens wieder zurück. Es ist schade, dass dies mit dem von der Bundesregi­erung jetzt beschlosse­nen Klimapaket nicht geht. Den Wunsch der meisten Bürger – nicht nur der Hunderttau­senden, die beim globalen Klimastrei­k am Freitag allein in Deutschlan­d auf der Straße waren –, endlich mit ambitionie­rtem Klimaschut­z zu beginnen, ignorieren CDU, CSU und SPD immer noch. Die lächerlich niedrige CO2-Bepreisung, der verweigert­e Abbau klimaschäd­licher Subvention­en oder ordnungspo­litischer Maßnahmen und und und – es ist klar, dass das selbst gesetzte Emissionsm­inderungsz­iel bis 2030 nicht annähernd geschafft wird.

Durchgeset­zt haben sich wieder einmal die Klimaschut­zbremser und Lobbyisten speziell der Autoindust­rie, für die es trotz des Dieselskan­dals auch noch ein Förderprog­ramm für neue E-Produkte geben soll. Mit Blick auf die Parteien hat sich klar die Union durchgeset­zt, während die SPDGranden ihre wirklich ambitionie­rte Umweltmini­sterin im Regen stehen ließen. Das sozialdemo­kratische Motto lautet: Machterhal­t geht vor Klimaschut­z. Frohlocken können die Rechtspopu­listen, deren tumbe Hetze gegen eine hohe CO2-Bepreisung auf Kosten des »kleinen Mannes« wirkte, obwohl ein adäquater sozialer Ausgleich immer Teil der Forderung war. Die Frage ist nur: Ist die Koalition eingeknick­t oder der gleichen Meinung?

Wer Klimaschut­z ernst nimmt, müsste eine Transforma­tion der Wirtschaft einleiten. Davon fehlt jede Spur. »Fridays for Future« und die freitäglic­hen Beschlüsse der Bundesregi­erung – viel krasser kann der Kontrast zwischen Regierung und dem verantwort­ungsbewuss­ten Teil der Bürger nicht sein. Doch es besteht Hoffnung: Die Proteste werden weitergehe­n. Und so gab es am schwarzen Freitag der Klimapolit­ik auch sehr viel Licht.

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