Doppelte Überschwemmung
Der Klimawandel dürfte häufiger Sturmfluten in Kombination mit Starkregen bringen
Für einige Küstenregionen Nordeuropas könnte als Folge der Klimaerwärmung die Gefahr durch bestimmte Hochwasserereignisse steigen. Das schreibt ein internationales Forscherteam im Fachblatt »Science Advances«. »Die Gefahr von gleichzeitig auftretenden Starkniederschlägen und Sturmfluten könnte tendenziell zunehmen«, sagt Douglas Maraun von der Universität Graz, der an der Studie beteiligt war.
Die Forscher hatten anhand von Computersimulationen untersucht, wie sich durch den Klimawandel in Europa die Hochwassergefahr durch kombinierte Wetterereignisse (»Compound events«) verändern könnte. Dabei verglichen sie die Zeitspanne von 1970 bis 2004 mit dem Zeitraum von 2070 bis 2099.
Besonders betroffen sei die norwegische Westküste rund um die Stadt Bergen, schreiben die Wissenschaftler. Dort könnte sich die Häufigkeit solcher kombinierter Ereignisse – Starkregen mit Sturmflut – verfünffachen. Auch in den Niederlanden, im Westen Großbritanniens und Nordfrankreich sind Küsten betroffen.
Das Risiko für die deutsche Nord- und Ostseeküste wird im Vergleich als gering eingeschätzt, wie Maraun erklärt. Hier könnten solche kombinierten Flut- und Regenereignisse eher seltener auftreten.
In Südeuropa sei die Situation anders, sagte Maraun: »Dort dürfte die Zahl der Sturmfluten abnehmen, wodurch die Gefahr gleichzeitiger Extremniederschläge insgesamt eher sinken sollte.«
Bisher seien Risikoabschätzungen zu Sturmfluten und Starkniederschlägen meist unabhängig voneinander betrachtet worden, sagte Maraun. Oft würden beide jedoch durch die gleiche Wetterlage ausgelöst. Die Gefahr des gleichzeitigen Auftretens und das Zusammenspiel werde unterschätzt. Abfließendes Regenwasser nach Starkregen könnte etwa an der Küste, vor allem an Flussmündungen, von einer Sturmflut aufgestaut werden.
Die Ergebnisse der Analysen sollen Informationen liefern, die im Küstenschutz zusätzlich zum Meeresspiegelanstieg berücksichtigt werden sollen. Weitere Detailstudien könnten lokale Besonderheiten wie genaue Küstenformen, Deiche, Häfen oder Sperrwerke berücksichtigen.